Migration ist ein vielschichtiges Phänomen. Neben handfesten wirt-
schaftlichen oder politischen Motiven führen auch wissenschaftlich
schwierig zu fassende, persönliche und psychologische Gründe dazu
Ähnlich geht das Bedürfnis der Daheimgebliebenen, die Auswande-
rung und die Auswanderer zu verstehen, über politische, wirtschaftli-
zıhe oder statistische Erklärungen hinaus. Der Volksmund hat mit Be-
griffen wie «Wanderlust» oder «Amerika-Fieber» Erklärungsversuche
zemacht. Um die eigene Geschichte, sich selbst zu verstehen, will eine
Gesellschaft die Motive ihrer Auswanderer begreifen, denn diese Ge-
schichte der Auswanderer, der Verlorengegangenen, ist ein Teil der
sigenen Geschichte.
Der vorliegende Band mit Portraits einzelner Auswanderer(famili-
an) und persönlichen Beiträgen von Auswanderern eröffnet Einblicke
in die Auswanderung als subjektives Erlebnis; die Texte bringen dem
Leser Auswanderer-Individuen näher. Fallstudien und persönliche
Auswandererberichte, wie sie hier vorliegen, können niemals die (gan-
ze) Geschichte der Auswanderung erzählen. Umgekehrt wird eine
«Geschichte der Auswanderung», wie sie im Band I erzählt wird,
kaum dem persönlichen Auswandererschicksal gerecht.
So ergänzen sich die beiden Bände und erschliessen eine Fülle so-
zialhistorisch bedeutsamer Dokumente für die Ahnenforschung. Damit
ist dem anhaltenden Interesse an der Auswanderung «dinn und doss»
wie Auswanderer Amerika und Liechtenstein bezeichnen —- Rech-
nung getragen.
io Schurti. Mitherausgeber
Vorwort