Volltext: Nach Amerika!

Dritter Teil: Die Auswanderung nach Kanada und Südamerika 
Kl. Die Auswanderung nach Kanada 
«Zuerst war ich Holzfäller in Kanada, dann rund fünf Jahre bei einer 
Drahtseilbahn in Alaska, wo ich Reparaturen machte und später noch 
Farmer bei einem Landwirt in den USA. Etwa zwei Jahre lang musste 
ich mit einer Axt in Kanada Bäume fällen. Das von morgens bis 
abends. Da kannst du dir vorstellen, wie streng die Arbeit war. Am 
Abend fielen wir fast halbtot in die Betten.»*”® Mit diesen Worten schil- 
derte Hugo Ritter im Jahr 1993 seine Zeit in Kanada und in den USA. 
Er hatte Liechtenstein 1924 mit fünf Kameraden verlassen und sich 
Dis 1930 in der kanadischen Provinz Saskatchewan und in den USA 
aufgehalten. Im Jahr zuvor waren bereits die Brüder Franz und Gun- 
;ram Fehr nach Kanada ausgereist und hatten damit eine eigentliche 
Auswanderungsbewegung ausgelöst. Bis zum Ausbruch des Zweiten 
Weltkriegs verliessen rund dreissig Personen Liechtenstein in Richtung 
<anada. Bevorzugtes Ziel war Prince George (British Columbia).?”? 
Die Auswanderung nach Kanada setzte also viel später ein als jene 
in die USA. Es sind zwar zwei Personen verzeichnet, die schon im 19 
Jahrhundert nach Kanada ausgewandert sein sollen, von beiden ken- 
nen wir aber weder das Auswanderungsjahr noch ihren Aufenthalts- 
ort. Im ersten Fall handelt es sich um die 1842 geborene Carolina 
Schreiber aus Vaduz, die mit Fabian Beck verheiratet war und laut 
Familienbuch ohne ihren Mann «nach Canada auswanderte»,*® im 
zweiten um Heinrich Adolf Dünser aus Schaan, der Liechtenstein 
gegen Ende des 19. Jahrhunderts verlassen haben dürfte. 
Wo liegen die Gründe für diese späte «Entdeckung» Kanadas durch 
die Liechtensteiner ?381 
Kanada als Einwanderungsland 
Die naheliegendste Ursache sind vielleicht die klimatischen Verhältnis- 
ze, welche für Einwanderer aus Mittel- und Südeuropa wenig ver- 
lockend erschienen. Kanadas geographisches Zentrum liegt auf glei- 
;her Höhe wie die Stadt Bergen in Norwegen, und die kalten Winde 
aus dem Norden wehen über rund neunzig Prozent des Staatsgebietes. 
Auch Erschliessungsprobleme mögen ausschlaggebend gewesen 
sein: Während die Besiedlung des Westens der Vereinigten Staaten seit 
1869 durch eine transkontinentale Eisenbahn begünstigt und geför- 
jert wurde, verfügte der kanadische Osten erst 1886 über eine durch- 
zehende Bahnverbindung zum Pazifik. 
Jie Auswanderung nach Kanada 
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