So etwa Andreas Schreiber aus Mauren, der sich zweimal nach
Amerika aufmachte und zweimal wieder zurückkehrte. Die erste Aus-
wanderung fällt ins Jahr 1910. Seine Frau Aloisia, geborene Meier,
war nach der Geburt des fünften Kindes gestorben, und der Vater hat-
te angesichts der schlechten Zeiten keine Möglichkeit gesehen, seine
Familie allein durchzubringen. Die Kinder wurden auf verschiedene
Pflegefamilien verteilt, und Schreiber begab sich in der Hoffnung auf
bessere wirtschaftliche Verhältnisse nach Amerika. Zehn Jahre später
kehrte er zurück, doch konnte sich die Familie nur für kurze Zeit des
Glücks erfreuen. 1921 brannte ihr Haus bei einem Föhnsturm ab, der
Vater errichtete es zwar neu, aber um die hohen Schulden bezahlen zu
können, wanderte er noch im gleichen Jahr erneut nach Amerika aus
— um 1923, von Heimweh geplagt, endgültig zurückzukehren.?®
Wanderer zwischen zwei Welten waren auch Franz und Josefine
Hemmerle. Hemmerle war 1925 nach Hammond ausgewandert und
bei seiner Suche nach Arbeit bis nach Seattle (Washington) gekom-
men, wo er auf die Österreicherin Josefine Keckeis traf, die bereits
1923 aus Vaduz ausgewandert war. Sie heirateten 1927 und kehrten
bald darauf nach Hammond zurück, wo Hemmerle inzwischen wieder
Arbeit gefunden hatte. Doch die Zeiten waren schlecht, und so ent-
schloss sich das Paar 1933, mit seiner Tochter nach Liechtenstein
zurückzukehren. Hemmerle schloss sich dem Arbeiterverband an und
wurde 1935 zu dessen Präsidenten gewählt. Er organisierte die vor-
dem zerstrittene Arbeiterschaft neu, vertrat gegenüber der Regierung
deren Interessen und versuchte so, zur politischen Befriedung des Lan-
des beizutragen. Schon bald reifte aber erneut der Entschluss zur Aus-
wanderung, und 1937 begab sich Hemmerle mit seiner Familie zurück
124 Auswanderung im 20. Jahrhundert
Liechtensteiner in
Hammond; v.l.n.r. Otto
Ritter, Damian Matt, Emil
Batliner, Alois Meier