lich auf den Gatten. Diesem kann nicht entgehen, daß Venus ihren eigenen
«Waffen» nun auch noch die von ihm selbst für Aeneas geschaffenen hin-
zufügt. Helfende Hände in Anspruch nehmend — ein Geselle Vulkans und
ein Putto sind zur Stelle —, hält sie den Küraß gegen die nackte Brust und
präsentiert sich zugleich als «Venus armata» und «Venus victrix», als bewaff-
nete und siegreiche Liebesgöttin. Sie beherrscht ihre Kunst, die «Kriegskunst
der Liebe»,* und nutzt sie zum persönlichen Vorteil. Ihr Sieg über Vulkan
ermöglichte den Sieg des Aeneas über König Turnus und sicherte somit,
gegen Junos Willen, den Fortbestand trojanischer Herrschaft auf italischem
Boden.
Kam aber Venus nur kalt berechnend zu Vulkan? Trieb nur billig mit
weiblichen Reizen gewürzte «Kriegslist» sie in die Arme des hintergange-
nen Gatten? Es scheint, als wolle die Geste ihrer rechten Hand, die auf der
Rüstung liegt, auch Dankbarkeit und Liebe zum treuen Gemahl bekunden,
als folge der Stoff ihres roten Gewandes nicht allein den warmen Lüften des
Schmiedefeuers, sondern zugleich auch den warmen Regungen ihrer Seele
- ihres Herzens, auf das sie mit dem Zeigefinger weist. Venus kann, «wenn
sie in Waffen erscheint, der Rüstung eine friedliche Bedeutung verleihen.
Die kriegerische Venus kann für die Kraft stehen, die aus der Liebe erwächst
.. oder — umgekehrt — für eine Süße, die aus der Kraft entspringt»,* eine
Kraft, welche ihr durch das Werk des eigenen Gatten zuteil wird. Und man-
gelt der Szene nicht ohnehin alles Martialische? Der Küraß ist Venus viel zu
klein, die übrigen Waffen hingegen sind den umtriebigen Putti viel zu groß.
So wird Kriegswerkzeug in Spielzeug verwandelt, das vergessen läßt, zu
welch gewaltigen Taten es bald schon dienen sollte. -
Van Dyck legt allen Zauber seines Bildes in den Blick, den Vulkan von
Venus empfängt. Auch hier, in der kurzen Distanz zwischen zwei Augenpaa-
ren, ereignet sich Verwandlung — von weiblicher List in göttliche Liebe.
41 Olympische Götterversammlung
Auch bei Elhafen blicken Vulkan und Venus einander an, nicht we
niger von Gefühlen beherrscht als im zuvor erörterten Gemälde. So zumin-
dest lassen ihre schwungvoll erhobenen Arme vermuten. Gewiß aber haber.
die beiden sich hier über andere Dinge zu verständigen, denn gleich neben
der schönen Liebesgöttin, die Amor, ihren Sprößling, im linken Arm hält,
sitzt Mars, der allerdings auf ein Ereignis außerhalb der Darstellung konzen-
:riert ist. Er war Vulkans gefährlichster Nebenbuhler, zu dem Venus eine ei:
genwillige und starke Neigung hegte (siehe Nr. 19). Richtet nicht Amor
imaginär seinen Bogen auf ihn? Mag auch die Geste respektlos sein, so tral
doch den Kleinen keine Schuld an dem intimen Verhältnis der beiden Göt-
ter, denn er war das Ergebnis, nicht die Ursache ihrer Liebschaft. Mars war
von schöner Gestalt. Sein Handwerk war der Krieg, der jedoch verstummte,
wenn der Gott mit Venus das Lager teilte, wenn er schlief, weil ihn das Lie-
ben erschöpft hatte. Vulkan indessen fehlten die Vorzüge einer schönen Er-
scheinung. Er hinkte sogar. Unter den Göttern aber war er der Künstler, der
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'gnaz Elhafen, (1658—1715)
Olympische Götterversammlung
(Wien, ca. 1680-1690)
Elfenbein; 12,2x 17,7 cm
ınv. Nr. S 510 a
Erworben: vermutlich vor 1712
durch Fürst Johann Adam Andreas I