Arm des Laokoon sowie dessen jüngeren Sohnes wurde zum Vorbild der
Rekonstruktion des nur unvollständig erhaltenen Originals? Auch Susini
akzeptierte diese Interpretation, die der Skulptur einen stärkeren Diagonal-
zug und somit mehr Dynamik verlieh, als es die ursprüngliche Absicht der
antiken Künstler war.
Wenngleich das Werk vollplastisch und demzufolge von allen Seiten
zu betrachten ist, erschließen sich Form und Sinn allein nur in der — ganz
bildhaft gedachten — Vorderansicht. Die Gruppe wird von dem nackten und
muskulósen Kórper des Laokoon dominiert, der auf einem über Stufen er-
richteten und von einem Gewand bedeckten Altar sitzt. Mit àuDerster Kraft-
anstrengung versucht er, sich dem tódlichen Zugriff der beiden Schlangen
zu entziehen, deren eine gerade zum BiD in die linke Hüfte ansetzt. Reflex-
haft weicht der Kórper seitlich aus und bestimmt auf diese Weise das Bewe-
gungsmotiv des ganzen Ensembles. Der Kopf ist in den Nacken geworfen,
das Gesicht von Schmerz und Verzweiflung gezeichnet. Eng an Laokoon an-
gelehnt ist sein jüngerer Sohn, der sich erfolglos bemüht, mit der linken
Hand die zweite Schlange von einem Bif in die Brust abzuhalten. Wie mit
schweren Ketten ist er durch den Leib des Tieres zugleich an den Vater und
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