Volltext: "Götter wandelten einst..."

verschiedenen Künsten,? darunter die Architektur, Astronomie, Mathematik, 
Medizin und Metallurgie, die er später den Menschen zugute kommen ließ. 
Auch den Gebrauch des Feuers, das er vom Olymp stahl, lehrte er sie. Dies 
provozierte den Zorn des Göttervaters, der Prometheus unverzüglich an ei- 
nen Fels im Kaukasus kettete, wo ein Adler täglich von seiner Leber fraß. 
Den Menschen aber, deren wachsende Fähigkeiten Zeus durchaus mit Arg- 
wohn und Eifersucht betrachtete,? schickte er, um sie mit Übeln zu strafen, 
Pandora, die erste Frau. Er schickte sie zu dem einfältigen Epimetheus 
(«Nachbedacht»), der von seinem Bruder Prometheus («Vorbedacht») ein- 
dringlich gewarnt worden war, ein Geschenk des Zeus entgegenzunehmen. 
Doch Pandora, die mit einem geschlossenen Tongefäß kam, gefiel ihm. Er 
nahm sie zur Gemahlin «und merkte das Übel erst, als er’ hatte. Vorher leb- 
ten die Stämme der Menschen auf Erden unbehelligt und frei von Übel und 
alender Mühsal, frei von beschwerlichen Leiden, die Tod den Sterblichen 
brachten. Doch mit der Hand hob das Weib den mächtigen Deckel vom 
Tonfaß, streute, was drinnen, heraus — den Menschen zu leidvollem Kum- 
mer. Nur die Erwartung (Hoffnung) blieb in der undurchdringbaren Wohn- 
statt innen im Tonfaß unter dem Rand, flog nicht durch die Öffnung auf und 
davon, denn zuvor schloß jene das Faß mit dem Deckel, wie es im Plan des 
Herren der Aigis (Zeus), des Wolkenversammlers, stand. Doch Myriaden von 
Plagen schwirrten unter den Menschen. Denn von Übeln ist voll die Erde, 
voll ist das Weltmeer. Krankheiten kommen bei Tag zu den Sterblichen, an- 
dere zur Nachtzeit, ganz von allein und bringen Unheil den sterblichen 
Menschen, schweigend, da ihnen Zeus, der Berater, die Stimmen genom- 
men. So ist es ganz unmöglich, dem Willen des Zeus zu entrinnen.»* Alles 
Schlechte dieser Welt also führt Hesiod auf Pandora zurück — auch «das Ge- 
schlecht der schwächlichen Frauen» — als wäre sie nicht ganz das Machwerk 
höherer Gewalt.* Hilflos und ausgeliefert steht sie in Heiss’ Gemälde vor ih 
ren erhabenen Schöpfern, die sie benutzen, um billig Rache an den Men- 
schen zu nehmen, welche allein in Prometheus, dem Vorausdenkenden, ei- 
nen wohlwollenden Verbündeten haben — gegen die Willkür und Arroganz 
der Götter.
	        

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