Ein paar institutionelle Schlussfolgerungen
Die energiewirtschaftliche F & E befindet sich in einem Um
bruch, der alles in allem günstige Perspektiven eröffnet. Aus
ökonomischer Sicht gilt es, das Konzept und Szenarien-
denken der Siebzigerjahre mit der dahinterliegender
Staatsgläubigkeit endgültig zu verlassen. Deregulierung
und Liberalisierung rufen nach neuen Verantwortungen für
die einzelne Unternehmung, die ganze Industrie und der
jeweiligen Staat. Aus schweizerischer Sicht besteht Hand:
ungsbedarf namentlich in bezug auf die Gas- und Elektr’
zitätswirtschaft. Jahrelange Strukturerhaltung und falsch ver
standener föderalistischer Gebietsschutz haben hier zu
einer Staulage geführt, die nun in kürzester Zeit und unte:
dem Druck ausländischer Marktöffnungstendenzen geme:
stert werden muss. Eine grosse Gefahr dieser Situation be
steht darin, dass sich die Branche nur noch um die kurzfri
stige Rentabilität kümmert und die Anforderungen an eine
selbständige industrielle F & E übersehen werden. Energie
wirtschaftliche F & E ist nicht primär die Aufgabe der Hoch
schulen und Forschungsanstalten, und es reicht wohl auch
1icht aus, wenn ein von der Branche finanzierter Fonds
Gemeinschaftsprojekte umsetzen hilft. Im Wettbewerb ste
hende Unternehmungen müssen eigene Beiträge zur Pro
zess- und Produktinnovation leisten.
Mit der vom Bundesrat eingeleiteten Regierungs- und Ver
waltungsreform wird in der Schweiz die Ressoriforschung
auf oberster Ebene neu gestaltet. Die jahrelangen Anstren-
gungen des Bundesamtes für Energie sind entsprechend
den früher erwähnten neuen Rahmenbedingungen anzu
nassen. In diesem Rahmen geht es ausdrücklich nicht um
die Fragestellung, wie stark ökologische Zielrichtungen ein-
zubeziehen seien. Vielmehr steht die Arbeitsteilung der
ynternehmerischen Seite zur Diskussion, und es dürfte - ge
nöss den skizzierten wissenschaftspolitischen Akzenten
auch eine etwas breitere, transdisziplinär orientierte F & E
anvisiert werden. Klar ist, dass diese Form der Ressortfor
schung konsequent die wissenschaftliche Konkurrenz [z.B
durch öffentliche Ausschreibungen) fördern soll.
Die Schweiz und verschiedene europäische Staaten müs-
sen in den nächsten Jahren Grundsatzentscheide über die
Fortführung der Fissions- und Fusionsforschung fällen. Es isi
2er nicht der Raum, die Vor- und Nachteile bestimmter
Strategien zu erörtern. Sicher ist nur, dass sich Beschrän-
«ungen aufdrängen und dass sich bezüglich der Fusionsfor-
schung — bei aller Anerkennung wertvoller Nebeneffekte
und internationaler Verpflichtungen — ein ernsthaftes Finan-
zierungsproblem stellt. Persönlich neige ich zur Auffassung,
dass unter den kleinstaatlichen Bedingungen der Schweiz