Neue Prioritäten im Umweltschutz
Jber die Bewertung technischer Einrichtungen und über
den Antrieb, der hinter der steten Erschaffung neuer tech:
1ischer Werke steht, hat sich schon Goethe in Faust Il ge
äussert.' Die Beurteilung der Umweltbeeinträchtigungen
durch Wasserbauten fällt ganz anders aus für Faust, der
‚einen Augenblick ruhen darf, wenn er seine Seele nicht
Mephisto preisgeben will, als für das betagte Ehepaar, Phi-
emon und Paukis, die am Liebgewonnenen hängen, und
es hegen und pflegen möchten. Die Umweltdiskussion, mit
Machern auf der einen Seite und Erhaltenden auf der
anderen, wird heute weitergeführt.
‚m Tun der Macher, im faustischen Streben, hat die Umwelt
aicht immer den gleichen Stellenwert. Schaut man auf die
vergangenen 75 Jahre zurück, so war die Berücksichtigung
der Umwelt sowohl anfangs als auch wieder in den letzten
jahren durchaus ein Ziel für die «immer strebend sich Be-
nühenden». Nur in der Zwischenzeit, insbesondere in den
‘ünfziger Jahren, schien die Umwelt im Zielraum der Ma
cher kaum Platz gehabt zu haben.?
zin schönes Beispiel der umsichtigen Beurteilung von Um-
weltauswirkungen findet sich in einem Gutachten von
‘910 zu einem dann nie ausgeführten Projekt über die Auf-
stauung des Silsersees.? Das Gutachterteam unter der Lei-
tung des Geographieprofessors Albert Heim untersuchte
verschiedene Varianten und machte sich eingehend Ge
danken über Landschaftisschutz, Restwasser und Ahnliches.
Dass das Team sich vor allem aus Machern zusammen-
setzte, zeigt ihre Empfehlung, ein redimensioniertes Projekt
weiter zu verfolgen. Die konservative Bevölkerung war
durch die erste Projektvariante aber so sehr erschreckt wor
den, dass alle Varianten fallen gelassen werden mussten.
Zerstörung war nach dem zweiten Weltkrieg im Denken
der Menschen so eng mit Krieg verbunden, dass die fried-
‘che Wirtschaft nicht genug wachsen konnte. Das vom
amerikanischen Präsidenten Eisenhower 1956 in Genf lan-
cierte «Atoms for peace»-Programm war ein iypisches Kind
der fünfziger Jahre: Die Atomenergie sollte auf der ganzen
Welt zum Segen der Menschheit friedlich genutzt werden.
n seinem Buch «Kurswechsel», ruft Stephan Schmidheiny
nit dem «Business Council for Sustainable Development»
Jnternehmer dazu auf, sich um die Okoeffizienz ihrer
Zirmen zu kümmern. Sieben Erfolgsfaktoren definieren Oko-
affizienz:
» reduzierte Materialintensität der Produkte und Dienstlei-
stungen,
» reduzierte Energieintensität,
» verstärktes Material-«recvycling»,
Vergl. Hans Christoph Bins-
wanger «Geld und Magie», Breid-
orecht, 1985
2 Christian Pfister (HRSG:) «Das
1950er Syndrom: Der Weg in die
<onsumgesellschaft», Haupt. Bern
1995
3 «Die Silsersee-Wasserwerkan-
age», Gutachten erstattet im Juni
1910 an das Bau- und Farstdepar-
ement des Kantons Graubünder
durch die Experten Dr. A. Heim,
>of. am Eidg. Polytechnikum und
der Universität Zürich, G.J. Cardi
1aux, Ständerat in Freiburg, Dr. ]
zppler, Dir. der Schweiz. Landes
opographie, J. Lüchinger, Obering
n Zürich und H. Peter, Dir. der
Wasserversorgung der Stadt
Zürich, Chur, 1970