To, wia's dr Bruuch ischt
Adulf Peter Goop, Vaduz, über Brauchtumspflege
In Liechtenstein gibt es eine
vielgebrauchte Redewen-
dung, die in der. Mundart
heisst: “To, wia’s dr Bruuch
ischt”; was soviel bedeutei
wie: So tun, so leben, wie es
der Brauch vorschreibt.
Der Jahresablauf wird wie
Sberall auch in Liechtenstein
stark von Festen, Riten und
Gebeten begleitet. Brauchtum
pflegen heisst Gemeinschaft
pflegen. Viele Faktoren präg-
ten das liechtensteinische
Brauchgeschehen der nähe-
ren Vergangenheit entschei-
dend. Die Bedrohung wäh-
rend des Zweiten Weltkrie-
ges führte zu einer ausge-
prägten liechtensteinischen
Landesidentität; die ständige
Residenz des Fürstenhauses
ab 1938/39 verstärkte und
symbolisierte diesen Zusam-
menhalt. Die massive Indu-
strialisierungswelle nach der
Schreckensherrschaft im Drit-
ten Reich führte zu vollkom-
men neuen Lebensbedingun-
gen und damit zum Ver-
schwinden von nicht mehr
lebensfähigen Bräuchen. Wer
sich aber eingehender mit
dem Brauchtum befasst, wird
mit Staunen feststellen, wie-
viel von den Schönheiten und
dem Reichtum dieses Kultur-
gutes erhalten geblieben oder
neu hinzugekommen ist.
in buntes Spiel ist das Leben,
aber es gibt jedem das Sei
ne, und sein Lauf wird wie
der Jahreslauf auch in Liech-
. tenstein ganz stark von Fe
sten, Riten und Gebeten begleitet.
den liechtensteinischen “Saison-
niers”, die sonst nur bei bestimmten
Gelegenheiten in die Kirche gehen,
die himmlischen Mächte entdeckt
und beschworen. Diese Ereignisse
gehören nicht nur in die Privatsphä-
re, sondern gelten als Angelegen-
heit zumindest der näheren Ver-
wandtschaft, ja oft der ganzen Ge-
meinde, und werden entsprechend
gefeiert, weil sie als Übergänge von
einer Gruppe der Dorfgemeinschaft
in eine andere empfunden werden.
"To, wia’s dr Bruuch ischt”, ist des
1alb in Liechtenstein eine vielge
orauchte Formulierung. Der Rhyth-
mus zwischen Lebensfrühling und
‚ebenswinter ist dem in der Natur
gar nicht so unähnlich. Vor allem an
den Knotenpunkten des Lebens, wie
etwa, wenn ein Mensch geboren
wird, wenn wir die Liebe entdek-
ken, wenn wir heiraten oder wenn
ein Mensch stirbt; werden auch von
Geburt, Liebe und Tod rühren zu-
dem an die grossen Fragen des
Lebens, an das Woher, Wozu und
Wohin. Deshalb sind die Bräuche,
Alpabfahrt Im Hinterarund das Rote Haus. eine Sehenswiürdiakeit von Vaduz