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Neue Chance zur Auseinandersetzung
Zeitgenössisches Kunstschaffen aus Liechtenstein - von Anita Hänsel, Journalistin
In der internationalen Kunst-
szene ist das Fürstentum Liech-
tenstein vor allem wegen der
Fürstlichen Sammlungen ein
Begriff. Dass sich aber seit
vielen Jahren junge Liechten-
steiner mit ihrer Umwelt, mit
ihren Grenzen und ihrem Ein-
gebundensein in die Tradi-
tion künstlerisch auseinander-
setzen, das blieb lange Zeit
im Verborgenen.
Evi Kliemand, Acryl-Malerei auf Leinwand, "Ohne Titel", 121 x 130 cm, 1986
m Frühjahr entstand auf Initiati-
ve des Kulturbeirates der Fürstli
:hen Regierung eine Wander-
ausstellung zum Thema “Zeitge-
nössisches Kunstschaffen aus
Liechtenstein”. Mit Exponaten von
zehn Künstlerinnen und zehn Künst-
‚ern dokumentiert sie als Querschnitt
das Vorhandensein einer Kunstsze-
ne, die den Kontakt mit der Aussen-
welt sucht. Der politische Aufbruch
n den 50er Jahren, der damit ver:
bundene Wirtschaftsboom und die
Schaffung von Bildungsinstituten wie
Musikschule, Gymnasium, Theater,
Salerien, Landesmuseum und Staat
iche Kunstsammlung verankerten
auch in Liechtenstein die Kunst als
Selbstverständlichkeit im Bewusst
sein der Bevölkerung. Junge Liech-
‚ensteiner besuchten Kunsthochschu-
en in Berlin, Paris und Wien, sie
absolvierten die Kunstgewerbeschu-
en in der Schweiz. Zögernd prö-
zentierten sie ihre Werke nach und
nach der Öffentlichkeit.
„ul
Förderung durch den Staat
1967 fasste ‚die Regierung den
Grundsatzentscheid, dass bei je-
dem Hochbau des Staates und bei
subventionierten Bauten der Gemein-
den etwa 1% der Bausumme für die
künstlerische Ausstattung aufzuwen-
den ist. In den letzten zwanzig Jahren
konnten infolgedessen vielfach Auf-
träge an in Liechtenstein tätige Kunst-
schaffende vergeben werden.
Die Öffnung über die Grenzen
hinweg wurde. und wird von den
<ünstlern als neue Chance zur
Auseinandersetzung mit Zeitströ-
nungen und grundsätzlichen philo-
sophischen und künstlerischen Fra-
gen gesehen und geschätzt.