Land ohne Universität
Bindungen zur Schweiz auch im Bildungsbereich / von Fürstl. Studienrat Dr. Josef Wolf,
Die enge Verbindung Liech-
tensteins mit der Eidgenos-
senschaft manifestiert sich
nicht nur in den wirtschaft-
lichen, sondern auch in den
kulturellen Beziehungen.
Liechtensteins Lehrer werden
vorwiegend in schweizeri-
schen Lehrerseminaren oder
Pädagogischen Hochschulen
ausgebildet. Unsere Schulent-
lassenen besuchen meist die
Berufs- und Gewerbeschulen
im benachbarten Kanton St.
Gallen. Ein Gemeinschafts-
werk der Kantone St. Gallen,
Graubünden und des Fürsten-
tums Liechtenstein, neuer-
dings auch des Bundeslandes
Vorarlberg, ist das Neu-Tech-
nikum Buchs. Seit 1961 be-
steht in Vaduz auch ein
Abend-Technikum.
Diese Lehranstalt wurde vor
kurzem in Liechtensteinische
Ingenieurschule umbenannt
und hat in den letzten Jahren
ihr Bildungsangebot wesent-
lich erweitert. Seit 1937 be-
steht in Liechtenstein ein
Gymnasium. Errichtet vom
Orden der Maristen-Schulbrü-
der, mit dem früheren Na-
men Collegium Marianum, ist
der Staat seit 1981 Träger
dieser hóheren Schule.
Vorstand des F.L. Schulamtes
as Liechtensteinische Gym-
nasium führt zwei Abtei-
lungen: Gymnasium Typus
B mit Latein, Franzósisch
und Englisch, Gymnasium
Typus E (sog. Wirtschaftsgymna-
sium) mit Betonung der wirtschafts-
wissenschaftlichen Fächer. Diese
Typen entsprechen den schweizeri-
schen Maturitätstypen. Liechtenstein
ist ein Land ohne Universität, daher
sehr bemüht, sowohl mit der Schweiz
als auch mit Osterreich staatsver-
tragliche Regelungen über die Zu-
lassung von liechtensteinischen Stu-
denten an die Hochschulen zu er-
halten. Im Jahre 1989 wird sich die
Beitragsleistung an die Interkanto-
nale Vereinbarung über Hochschul-
beitráge auf 1,5 Mio. Franken be-
laufen. Im letzten Jahr haben ca.
260 Studenten schweizerische
Hochschulen besucht. Im Vorder-
grund stehen dabei die Hochschu-
len St. Gallen, Zürich und Fribourg.
Liechtensteinisches Gymnasium in Vaduz
Die Primarlehrer holen sich ihre
Ausbildung an den Lehrersemina-
ren Rickenbach (Kanton Schwyz)
und in Sargans (Kanton St. Gallen].
Aber auch zu den innerschweizeri-
schen Ausbildungsstátten für Mád-
chen bestehen schon seit vielen
Jahrzehnten gute Beziehungen.
Diese Ausrichtung auf die Inner-
schweiz rührt davon her, dass das
Fürstentum Liechtenstein als über-
wiegend katholisches Land seit vie-
len Jahrhunderten zum Bistum Chur
gehört. Von den innerschweizeri-
schen Mädchenseminaren sind
namentlich aufzuführen: Ingenbohl,
Menzingen, Cham und Baldegg.
Seit einigen Jahren bestehen auch
vertragliche Abmachungen mit der
Bündner Frauenschule in Chur.
Die Lehrer der weiterführenden
Schulen (Oberschule, Realschule,
Gymnasium) werden ebenfalls vor-
wiegend an schweizerischen Hoch-