J. Frommelt, Beziehungen zwischen Österreich und Liechtenstein 115
daß es nur das futurum und nicht das Praesens seyn könnte. — das Erste ist der
Junge fürst liechtenstein, /:er will es aber noch nicht wissen lassen:/ dieser will
eine Harmonie Musick aufnehmen, zu welcher ich die stücke setzen soll — da würde
freilich nicht viel ausfallen — doch wenigstens wäre es etwas sicheres — und ich
würde den accord niemalen anders als lebenslänglich eingehen [...].}
Ein Vertrag mit Mozart kam (leider) nicht zustande, weil der Fürst die Grün-
dung der Harmoniemusik aufschob. Indes dürfte Mozart verschiedene Aufträge von
Fürst Alois erhalten haben. 1782 komponierte er auf seine Bestellung die Serenade
für acht Bläser (KV 384a). Dieses Werk gehört zum Grandiosesten, das jemals für
Bläser komponiert wurde. Es ist beseelt von einer seltsamen Düsternis und man
kann es sich heute nur schwer vorstellen, daß die Gesellschaft dazu scherzte und
lachte. Dieses Werk weist aber darauf hin, daß im Liechtenstein-Palais schon in
diesen Jahren für große Festivitäten Harmoniemusiken verpflichtet wurden.
Die Gründung der eigenen Harmoniemusik wurde erst 1789 verwirklicht.”
Leiter dieses Bläseroktetts, das mit zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörnern
und zwei Fagotten besetzt war, wurde jedoch nicht Mozart, sondern der Hornist
und Komponist Anton Höllmayer.
Am 1. Dezember 1794 wurde Joseph Triebensee (1772-1846) zum „fürstlichen
Kammer- und Theaterkapellmeister‘“ ernannt. Er war als Oboist, später auch als
Komponist erfolgreich tätig. Vor seiner Anstellung bei Fürst Alois war er vier Jah-
re lang Oboist im Wiener Kärntnertortheater gewesen. Unter seiner Leitung erwarb
sich die fürstliche Harmoniemusik bald einen ausgezeichneten Ruf. Triebensee
komponierte vor allem Musik für den täglichen Gebrauch, aber auch Opern und
Chorwerke. Im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ist eine Kantate
auf den Geburtstag der Fürstin Karoline von Liechtenstein überliefert. Von Bedeu-
tung sind seine Instrumentationen und Bearbeitungen der Werke großer Meister,
besonders von Mozart und Beethoven, für Harmoniemusik. Diese Bearbeitungen
werden heute häufiger gespielt als seine eigenen Kompositionen.
Die Aufgaben der Harmoniemusik waren vielfältig. Sie mußte bei den vielen
Empfängen spielen, für die musikalische Untermalung der Gastmäler, das
„musicalische Divertissement“ der Abendgäste und für die Ballmusik sorgen, die
Gottesdienste gestalten und den Musikunterricht der fürstlichen Familie überneh-
men. Während der Jagdzeit verreiste sie mit den Herrschaften. Bei großen Auffüh-
rungen mußten die Musiker auch in den Theatern in Feldsberg und Eisgrub mit-
wirken. Dieser weit gespannte Einsatz war möglich, weil alle Musiker neben den
Blasinstrumenten noch andere Instrumente, meist Violine, „Bassettl“ oder Klavier.
beherrschten.
$ Mozart. Briefe und Aufzeichnungen. Gesamtausgabe, hg. v. der Internationalen Stiftung Mozarteum
Salzburg, gesammelt und erläutert von Wilhelm A. Bauer und Otto Erich Deutsch, auf Grund deren
Vorarbeiten erläutert von Josef Heinz Eibl, Kassel u.a. 1962-1975, Bd. III Nr. 660, S. 193-195.
? Die Ausführungen zur Harmoniemusik und zur „türkischen Banda** sind dem Artikel Harmoniemusik und
„türkische Banda‘“ des Fürstenhauses Liechtenstein von Hannes Stekl, Sonderdruck aus dem Haydn-
Jahrbuch 10 (1978), entnommen.