Dipl. Ing. Johann Ott
Der Zug ist unterwegs, wo fährt er hin?
125 Jahre schon fahren die Züge der Österreichischen
Bundesbahnen durch den nördlichen Teil unseres
Landes. Es feiert aber nicht nur die Bahn selbst ein
Jubiläum, auch ihre Bezeichnung «Österreichische
Bundesbahnen» feiert ihr 50jähriges Jubiläum. Zwar
hiess die Bahn schon von 1921 bis 1938 «Österreichi-
sche Bundesbahnen», ihre Abkürzung aber lautete
BBÖ. Davor hatte sie auch noch andere Benennun-
gen: Gebaut wurde sie als Teil der «k.k. privilegierter
Vorarlberger Bahn».
Von 1884 bis 1918 wurde sie den «kaiserlich-königli-
chen österreichischen Staatsbahnen», von 1918 bis
1919 den «Deutschösterreichischen Staatsbahnen»
und von 1919 bis 1921 den «Österreichischen Staats-
bahnen» zugeordnet. Nach dem Anschluss Österreichs
von 1938 bis 1945 war sie Teil der «Deutschen Reichs-
bahn», und nach dem Krieg von 1945 bis 1947 gehörte
sie zu den «Österreichischen Staatseisenbahnen»
Inoffiziell zeitlos und allgemein gebräuchlich ist
aber die Bezeichnung der Linie Feildkirch-Buchs: Sie
wird das «Zügle» genannt. Obwohl das Zügle nur we-
nige liechtensteinische Fahrgäste befördert und die
Bahn sonst überhaupt nur Liechtenstein durchfährt.
ist sie von der Bevölkerung akzeptiert und gehört
durchaus zum besonderen Erscheinungsbild unseres
Landes. An der Linienführung der Bahn selbst ist die
Zeit unverrichteter Dinge vorbeigezogen. Keinen Me-
ter hat sie sich verschoben. Alles andere aber hat sich
im Laufe der Zeit sehr stark verändert. Wenn die Leu-
te früher noch Respekt vor dem rauchenden und
stampfenden Ungetüm hatten und froh waren, diese
Gewalt etwas abseits der Dörfer zu wissen, so haben
sie zu den neuen elektrischen Lokomotiven immer
mehr Zutrauen gefunden. Sie haben ihre Häuser im-
mer näher an die Bahnlinie gebaut. So hat es sich er-
geben, dass die Bahn schliesslich mitten durch das
überbaute Gebiet der Gemeinde Schaan verläuft und
dort wichtige Strassenverbindungen kreuzt. Auch in
Nendeln hat sich die Bautätigkeit der Bahnlinie ge-
nähert, und die Rheinstrasse nach Eschen hat mächti-
ges Verkehrsaufkommen erhalten.
Die Bahn selbst hat zwar die Lage der Geleise bei-
behalten, aber die Züge, die auf den Geleisen fahren,
sind nicht mehr vergleichbar mit jenen vor 125 Jah-
ren. Vor allem die Personenzüge möchten schneller
fahren, was ihnen der nachgiebige Rietboden und die
angen Kurven nicht erlauben. Die Güterzüge haben
zeitweise allerhand Frachten, die wenig geeignet sind,
im Innerortsgebiet eine Havarie zu erleiden. Auch gibt
as so viele Züge, dass es bald notwendig wird, neue
Geleise zu verlegen. Die gewachsene Vielzahl der Züge
hat dem noch mehr gewachsenen Strassenverkehr arg
zugesetzt und zwar deshalb, weil die Züge gegenüber
dem kreuzenden Strassenverkehr immer Vorrang
‘haben, indem sie kurzerhand den Strassenverkehr ab-
schranken und warten lassen, bis sie passiert haben.
Auf den Strassen bilden sich indes Kolonnen mit lan-
gen Wartezeiten. Schon vor vielen Jahren haben Inge-
ıieure nach Lösungen gesucht, die den Strassenver-
zehr unter oder über die Bahnlinie führen soll. Nur
wenige dieser Ideen konnten umgesetzt werden. Für
die besonders kritischen Kreuzungen fehlen nach wie
vor wirklich befriedigende Lösungen. Zwar konnten
vor etwa 10 Jahren die Wartezeiten bei den Bahnkreu-
zungen in Schaan deutlich reduziert werden, indem
noderne, automatische Anlagen gebaut wurden, So-
dass die Kolonnen sehr viel kleiner geworden sind. In
Vendeln aber sind die Behinderungen weiterhin unzu-
nutbar lang. Den Ingenieuren und den Verantwortli-
zhen der Österreichischen Bundesbahnen war schon
jeim Bau der neuen Schrankenanlage in Schaan klar.
dass diese nur eine provisorische Lösung bedeuten
zann. Langfristig müssen die Kreuzungen schon aus
Gründen der Sicherheit ausgeschaltet bzw. durch Un-
;er- oder Überführungen niveaufrei gestaltet werden.
Die Regierung des Fürstentums Liechtenstein hat
dazu im Jahre 1986 eine Studie in Auftrag gegeben,
die zur Aufgabe hatte, die Bahn auf neuen Linien von
Schaanwald nach Buchs zu führen. Dazu wurden
mehrere Varianten studiert, aus denen man die beste
zur Weiterbearbeitung ausgewählt hat. Bei dieser Va-
rjante bleibt die Trasse von Schaanwald bis vor das
‚ebaute Gebiet der Gemeinde Schaan erhalten, biegt