Volltext: 125 Jahre Eisenbahn in Liechtenstein

Dr. Rudolf Rheinberger 
Karl Schädler (1850 — 1907) 
Der Bahnbauingenieur aus Liechtenstein 
und sein Projekt in Venezuela 
ingenieur Karl Schädler 
Karl Schädler wurde am 26. Januar 1850 in Vaduz 
geboren. Seine Eltern, Dr. med. Karl Schädler und 
Katharina geb. Walser, wohnten zu dieser Zeit im so- 
genannten Tschaggaturm neben der alten St. Florins- 
kapelle in Vaduz. Der Vater, Landesphysikus Dr. Karl 
Schädler, war neben Peter Kaiser der führende Kopf 
der Revolutionsbewegung von 1848 gewesen, der 
auch noch nach ihrem Scheitern unermüdlich auf eine 
konstitutionelle Verfassung hinarbeitete, die dann 
1862 endlich zustande kam. Er war der erste Präsident 
jes neuen Landtages von 1862 bis 1871. 
Karl war das vierte von fünf Geschwistern. Er ging 
zunächst in Vaduz in die Volks- und Realschule und 
zesuchte dann die Oberrealschule in Freiburg/Br., wo 
ingenieur Karl Schädler 
sein Bruder Rudolf eben das Medizinstudium aufge- 
nommen hatte. Danach wechselte er an die Oberreal 
schule in Schwyz. Für Technik begabt, bezog er nach 
dem Abschluss der Mittelschule das Polytechnikum ir 
Zürich und schloss schliesslich seine Ausbildung im 
Jahre 1872 an der Technischen Hochschule in Stutt 
gart ab. 
Gut ausgebildete Ingenieure waren zu jener Zeit der 
aufstrebenden Technik gesucht, und so fand er auch 
zleich eine Anstellung beim Württembergischen 
Staatseisenbahnbau, wo er sich in den nächsten zehn 
Jahren, besonders beim Bau der Schwarzwaldbahn, 
grosse Kenntnisse auf dem Gebiete des Bahnbaues 
aneignen konnte. Vom Jahre 1882 an arbeitete er 
dann als selbständiger Unternehmer. Als solcher bau 
te er zuerst die neue Strasse von Dornbirn nach Al- 
berschwende. Dann wirkte er auf dem Gebiet des 
Wasserbaues bei der Donauregulierung bei Ulm mit. 
Wieder auf das Gebiet des Bahnbaues begab er sich, 
als er die Leitung der Erstellung der Eisenbahnen von 
Freudenstadt nach Hausach und von Barmen nach 
Rittershausen übernahm. 
Damit war sein Ruf als versierter N onhnbaumngenteuz 
aoch gefestigt, und kaum mit dem letzten grossen 
Auftrag fertig, wurde er von der «Discontogesell- 
schaft» in Berlin angegangen, sich als Unternehmer 
beim Bau der «Grossen Venezuelabahn» — Gran Ferro 
Sarril — zu beteiligen. Er zögerte nicht lange und 
nahm diesen einmaligen Auftrag an. Er übernahm für 
‚3 Millionen Franken einen Abschnitt von 35 km, der 
von Los Teques, in der Nähe der Hauptstadt Caracas, 
parallel zur Caribikküste nach Westen in Richtung Va 
'encia durch ein schluchtenreiches Gebirge führt. 
Schädler rekrutierte in Italien ein Schiff voll Arbeiter 
ınd trat mit ihnen die Reise über den Ozean nach Ve- 
nezuela an. Die Arbeit wurde sofort in Angriff genom- 
men, doch waren viele Schwierigkeiten zu überwin- 
den, da eine Staatsrevolution von fast einjähriger 
Dauer das Leben unsicher machte. Die Arbeiter muss 
ten bewaffnet werden, um Ueberfälle abzuwehren. 
Man campierte in Zelten, und besonders nachts war
	        

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