beantworten. Der Wirtschaftsberater der Welt-
bank, Irving Friedmann, hat festgestellt, dass
ein Drittel der Mittel spurlos verschwindet. Ein
weiteres Drittel wird durch Schuldendienst und
Gewinnübertragungen aufgezehrt. Während die
Kapitalzufuhr mehr und mehr stagniere und zu
schrumpfen drohe, wachsen die Schulden der
Entwicklungsländer weiter. Die Weltbank
schätzt, dass sich die gesamten Auslandsschul-
den zum Beispiel 1962 auf mindestens 30 Mil-
liarden Dollars, entsprechend 130 Milliarden sfr
belaufen haben, und mittlerweile auf über vier-
zig Milliarden Dollars bzw. 175 Milliarden sfr
angestiegen sind. Die Schuldenlast dieser Län-
der erreiche in einigen Fällen bis zu 40 Prozent
des hereinströmenden Kapitals,
Dass die internationale Entwicklungshilfe bis-
her nur unbefriedigende Ergebnisse zeitigte, ist
bekannt, wobei den westlichen Ländern aber
der grössere Vorwurf gemacht werden muss,
als den Entwicklungsländern. Das Verhalten
dieser jungen Länder kann verglichen werden
mit der Verhaltensweise eines Waisenkindes,
das unentwickelt, unreif und unselbständig, und
in Entbehrung von eigenen Erziehungsträgern,
den Lebensweg antreten muss. Gibt man ihm
Geld, so weiss es mit dem Geld nichts anzufan-
gen und vergeudet es an Schleckereien. Beein-
Aussbar von der Umwelt, verfolgt es einen Zick-
zack-Weg, dessen Zukunft ungewiss ist.
Wir, ich meine die freien westlichen Länder,
tragen somit einen grossen Teil der Verantwor-
tung. Unsere propagandistischen Investitionen
müssen einem umso mehr befremden, da doch
die Wirtschaftsgeschichte beweist, dass es kein
Industrieland gegeben hat, in welchem nicht die
Landwirtschaft als Ernährungsquelle, und das
Gewerbe, die Grundlagen für eine spätere In-
dustrialisierung gewesen sind. Wichtig wäre,
das Geld in den Bau von Schulen und Spitä-
lern anzulegen, anstatt in Präsidenten-Palästen;
zweckmässiger für Kleinbauern wären gute
Pflüge, anstatt landwirtschaftliche Traktoren
und Maschinen, die dann aus Mangel an De-
visen zur Beschaffung von Ersatzteilen auf den
Feldern verrosten. Es ist von uns verfehlt, in
Ländern, wo die Arbeitskräfte billig sind, voll-
automatische Maschinen zu liefern, die mangels
Fachleuten nicht bedient werden können!
Unser bedeutendster Irrtum liegt wohl in der
Ueberschätzung des Kapitals bei der wirtschaft-
lichen Entwicklung eines Landes. Eine gewisse
Schuld daran ist vielleicht dem Erfolg des Mar-
shallplanes zuzuschreiben. Man trug der völ-
ligen Verschiedenheit des damals darniederlie-
genden Europas und der heute unterentwickel-
ten Länder wenig Rechnung. Währenddem in
Europa alle Entwicklungselemente vorhanden
waren, und lediglich das Kapital fehlte, fehlt
aber in den wenig entwickelten Gebieten nebst