1941
Verordnung der Regierung für
die Rekrutierung von genügend
Arbeitskräften in der Landwirt-
schaft (14.3.).
Der Beschluss des Schweizer
Bundesrates vom 29. 7. über die
Narenumsatzsteuer wird gemäss
Beschluss des Landtages auch
auf Liechtenstein angewendet
(5.9).
Am Freitag, dem 10. September, fand die erste Verhandlung statt. An ihr nahmen
‘Nilhelm Beck, der von Gustav Schädler als Zeuge begleitet wurde, und Josef
Peer teil. Sie fand im Absteigequartier statt. Diese erste Besprechung dauerte
ungefähr 11 Stunden [von 11.15 Uhr bis 22.30 Uhr]. Peer erläuterte, wie es zu
seiner Berufung als Landesverweser gekommen Sei, vor allem welche Rolle
Prinz Eduard dabei gespielt habe. Peer referierte über seine Absichten und
äusserte sich dabei laut Protokoll auch über die ehemaligen Landesverweser
mhof und In der Maur. Imhof bezeichnete er «als total unfähig für die Regie-
ung» und über In der Maur äusserte Peer, dieser sei «eigensinnig wie ein Maul-
Her» gewesen. Überrascht wurden Beck und Schädler, als Peer im Verlaufe der
Verhandlungen den Entwurf Becks für eine Proklamation an das Volk aus seinen
Akten hervorzog. Beck hatte dieses Dokument als strenge Vertrauenssache am
7. September an Kabinettsrat Martin übergeben. Das Vorgehen Martins wurde
von Beck als Vertrauensbruch empfunden, und laut Zusatz im Protokoll be-
zeichnete Schädler das Verhalten Martins «als eine Lumperei». Im Folgenden
wurde der Proklamationsentwurf Becks eingehend besprochen und mit dem Ver-
fassungsentwurf Prinz Karls verglichen. Beck und Peer sahen in der Arbeit Karls
«einen unbrauchbaren Entwurf», vor allem, weil er widersprüchlich sei und ver-
altete Bestimmungen enthalte.
Peer sprach sich für die Abschaffung der fürstlichen Abgeordneten aus und
vertrat auch das Anliegen der Volkspartei, dass auf einen Abgeordneten im
Jnterland und Oberland gleichviele Einwohner entfallen sollten. Die Bürgerpartei
ıannte er bei dieser Gelegenheit eine «rückwärts strebende Fortschrittspartei»
und meinte, Prinz Eduard habe mit «seiner evangelischen Sicherheit» dem Lande
da und dort geschadet. Peer sprach sich ebenfalls für das Recht des Referen-
dums und der Initiative aus und liess wissen, dass er nicht die Absicht habe, den
Zollanschluss an die Schweiz zu hintertreiben. Dieser Vorwurf gegen Peer war
verschiedentlich erhoben worden, weil die Befürworter einer Berufung Peers —
J.