1939
1920 dar. Die Vorgeschichte zu diesen Verhandlungen setzte bereits im April/
Mai 1920 ein, als bekannt wurde, dass Dr. Josef Peer, ehemaliger Bürger-
meister der Stadt Feldkirch, nun Hofrat beim Verwaltungsgerichtshof in Wien.
Rede des Landtags-Vizepräsi-
denten Dr. med. Otto Schädler
(1898-1965) anlässlich der Für-
stenhuldigung 1939. Otto Schäd-
ler, Mitbegründer des «Liechten-
steiner Heimatdienstes» und er-
ster Präsident der «Vaterländi-
schen Union», war einer der füh-
renden (und populärsten) Poli-
tiker seiner Zeit. Sein Einsatz galt
nicht zuletzt der Beendigung der
politischen Ausgrenzung der
Opposition, der Schaffung des
Parteienausgleichs und der da-
mit verbundenen Beteiligung der
oppositionellen Kräfte an der po-
litisch- demokratischen Ent-
scheidungsfindung.
«stille Wahlen» durchgeführt,
d. h. die Wahl findet nicht durch
das Volk statt (4.4.).
Die Regierung erklärt die von der
Vaterländischen Union und
Fortschrittlichen Bürgerpartei auf
einer Einheitsliste vorgeschla-
als Nachfolger von Prinz Karl in das Amt des Landesverwesers berufen werden
sollte,
Die Volkspartei hegte den Verdacht, dass Exponenten der Bürgerpartei in Zu-
sammenarbeit mit der «allmächtigen Hofkamarilla» in Wien den Fürsten auf die
Person Peers aufmerksam gemacht hätten. Den «Herren in Wien» wurde un-
zweideutig zur Kenntnis gebracht, dass die Volkspartei «mit dem Ins-Land-
Schicken» von ausländischen Regierungsherren nicht mehr einverstanden sei
und dass Liechtenstein «keine Kolonie für Wiener Herren und kein Tummelplatz
für Wiener Regierungskünste» sei. Die Volkspartei wehrte sich vehement gegen
diese Berufung und stellte aufgrund von Resolutionen, die während verschie-
dener Volksversammlungen in Triesen, Vaduz, Balzers und Triesenberg gefasst
worden waren, dezidiert fest, dass nur ein Liechtensteiner für das Amt des Lan-
desverwesers in Frage komme. Am 28. April telegrafierte Anton Walser als
Volksparteiobmann an Hofrat Peer in Wien: «Nehmen Hofrat zur Kenntnis, dass
Dis jetzt schon ca. 600 Bürger gegen die Besetzung des Landesverweserpostens
durch Sie oder einen anderen Ausländer protestieren.» Bei der Versammlung in
Triesen traten Gustav Schädler, Wilhelm Beck und Anton Walser-Kirchthaler als
Aedner auf. Sie äusserten sich vorwiegend zur Landesverweserfrage. Das Liech-
tensteiner Volksblatt berichtete über verschiedene in dieser Versammlung gefal-
‚gene Bemerkungen, die auf die aufgeregte und angeheizte Stimmung schliessen
‚assen. So soll Andreas Vogt gesagt haben, eine Resolution sei überflüssig,
«man solle einfach wieder einmal einen Putsch machen». Alois Banzer aus
Triesen meinte, wenn Dr. Peer komme, «würde er die untere Tür des Amtshau-
ses zunageln, damit man auf einer Leiter in die Regierungskanzlei müsse, man
sehe dann, wer dort verkehre». Wilhelm Beck bemerkte in seiner Rede. er habe