1933
Dr. Wilhelm Beck und Prof. Emil
Beck in Bern, hier vor dem Bun-
deshaus. Prof. Emil Beck (1888
1973), Bürger von Triesenberg
und Seewis, war beruflich als
stellvetr. Direktor der eidg. Ju-
stizabteilung und als Professor
für schweizerisches und inter-
nationales Privatrecht tätig, Er
war 1919-1933 liechtensteini-
scher Geschäftsträger in Bern
1922-1930 Präsident des Ober
sten Gerichtshofes und 1925 -
1930 des Staatsgerichtshofes.
Gesellschaft auf ständischer
Grundlage», ein «Bekenntnis zum
Wollen der Väter und die Treue
an Vaterland und Fürstenhaus».
Der Vorstand besteht aus
Dr. med. Richard Meier, Dr. med.
Otto Schädler, Eugen Schafhauser,
Carl Freiherr v. Vogelsang und
Dr. iur. Alois Voat, der Zentral-
Die bevorstehenden direkten Wahlen bewirkten eine eifrige Aktivität verschie-
dener Richtungen. Zwar wurde noch um die Frage gestritten, ob Parteien in
Liechtenstein vonnöten seien. Die Konservativen, um das Volksblatt gruppiert,
sahen in den Parteien eine Einengung, da die Parteimitglieder an Leitsätze
gebunden seien. Dr. Beck wurde von dieser Seite auch vorgeworfen, dass er «die
Partei der Vier» als «Diktator» gelenkt habe. Man befürchtete von Seiten der Par-
teigegner, dass durch Parteigründungen eine Aufspaltung des Landtages erfolge;
ein Luxus, den sich Liechtenstein nach Ansicht der Parteigegner nicht leisten
könne. Die Befürworter von politischen Parteien hingegen sahen in diesen eine
«notwendige gesellschaftliche Entwicklung» und erwarteten von ihnen eine «He-
bung des politischen Lebens und der Landesverhältnisse».
Während all dieser Diskussionen hatte die Realität die Theorie bereits eingeholt,
ja sogar schon überholt. Die gegenseitigen Vorwürfe, es würden nächtliche Zu-
sammenkünfte abgehalten und Geheimsitzungen durchgeführt, um so die Wah-
(en zu beeinflussen, sind eindeutige Hinweise auf die rege Tätigkeit bestehender
Gruppierungen.
Ende Februar 1918 betonte die von Dr. Beck geführte Gruppe, «christlich-sozial»
zu sein und für die Interessen des «kleinen Mannes» einzutreten. Die Verwen:
dung des Begriffes «christlich-sozial» ist als Reaktion auf den Vorwurf zurückzu-
führen, sozialdemokratisch oder sozialistisch zu denken. Am 23. Februar 1918
hatten die 0. N. eine Kandidatenliste für die Landtagswahlen vom 11. März ver
öffentlicht; sie enthielt Vertreter des Bauernstandes, des Gewerbes und solche
aus der «gebildeten» Schicht. Dieser Wahlvorschlag in den «Oberrheinischen
Nachrichten» war lediglich mit «Viele Wähler» unterzeichnet. Die gleiche Liste
war am 2. März 1918 von einem «Wahl-Komitee» getragen und wurde am 6.
März als «Wahlvorschlag der Volkspartei» bezeichnet. Somit war wenige Tage
vor den Landtagswahlen von 1918 die «Christlich-soziale Volkspartei» als be-
griffliche Realität der politischen Szene Liechtensteins entstanden. Eine struktu-