auch 1918 feststellen. Es liegt auf der Hand, dass die veränderungswilligere
Gruppe tendenziell stärker auf einen organisatorischen Zusammenschluss
hinarbeitete. Seit 1914 war dieser Zusammenschluss de facto gegeben, und es
wurde von «Gruppenbildung» gesprochen, «auch gegen den Widerstand einiger
Herren», wie die O. N. áusserten.? Mit «diesen Herren» waren die Gleichge-
sinnten um Albert Schádler und den Volksblattredaktor Meinrad Ospelt, 1917
durch Eugen Nipp abgelóst, gemeint.
Man stritt sich um die Frage, ob Parteien in Liechtenstein vonnóten seien oder
nicht. Die Konservativen sahen in den Parteien eine Einengung, da die Parteimit-
glieder an die Leitsätze gebunden seien.“ Als Beweis führte man an, dass gerade
die vergangenen vier Jahre dies gezeigt hátten. Beck habe die «Partei der Vier»
als «Diktator» gelenkt. Auf einen Wink von ihm als «Parteigewaltigem» hátten
sich Abgeordnete des Volkes still verhalten oder er habe ihnen weitergeholfen,
wenn sie nicht mehr weitergewusst hatten.*
Von den Parteigegnern wurde — speziell auf Liechtenstein bezogen — die Auf-
spaltung des Landtages in Parteien als ein Luxus betrachtet, den Liechtenstein
sich nicht leisten könne.“ Dass diese Entwicklung aber nicht mehr zu bremsen
war, zeigten die angelaufenen Aktivitáten. Gegenseitige Vorwürfe in den Zei-
tungen wegen Wahlvorbereitungen wurden erhoben. Die Beck-Gruppe habe in
Triesen (im «Scháfli») und in Vaduz náchtliche Zusammenkünfte abgehalten,
behauptete das Volksblatt. Die O. N. ihrerseits wetterten über «Geheimsitzun-
gen», die am 5. Februar 1918 im Lôwen in Vaduz abgehalten worden seien. Ziel
dieser Zusammenkunft sei es, gegen die Partei Dr. Becks in den Wahlkampf zu
treten und dessen Anhang zu «sprengen und zu zersplittern».*
In zahlreichen Stellungnahmen, Wahlvorschlágen und Kommentaren dazu mani-
festierte sich der voll ausgebrochene Wahlkampf. Seitenweise wurden «Einge-
41 LVobl. 8/1918. 43 O.N. 7/1918.
42 LVobl. 8/1918.
39 0.N. 35/1914.
40 LVobl. 10/1918.
©
ohnbe-
vólkerung
Liechten-
steins: 8034.
Volksab-
stimmung über den Verbleib
Josef Peers im Amt, die
zugunsten Peers ausgeht
(28.3.), der jedoch auf das
Amt verzichtet.
Josef Ospelt wird Landes-
verweser (4.4.).
Zustimmung des Landtages zum
Entwurf der neuen Verfassung
(24.8.).
Erster Katholikentag (8.9.).
Prinz Karl von Liechtenstein
unterzeichnet im Namen des
Fürsten Johann Il. die neue
Verfassung des Fürstentums
Liechtenstein (5.10.).
Demonstration vom 26. Februar
1921 vor dem Regierungsgebäude.