1952
schen Geist» mit einem «Volksfürstentum». Mahnende Untertöne sind nicht zu
überhören, wenn die Deputation äussert, dass die Monarchie in Zentraleuropa
um so sicherer Bestand habe, wenn sie im Sinne der zeitgemässen Postulate der
Volkspartei ausgebaut werde.
Die Volkspartei war, vor allem im Oberland, auch in den Gemeinden aktiv tätig,
hielt Versammlungen mit Vorträgen zu aktuellen Themen ab und verfasste Reso-
lutionen zu wichtigen Fragen. So wurde nach einer Versammlung in Balzers vom
16. Juli 1919 nach Vorträgen von Dr. Wilhelm Beck und Reallehrer Gustav
Schädler die baldige Regelung des Zollanschlusses an die Schweiz und die
Währungsregulierung gefordert. Die Annäherung Liechtensteins an die Schweiz
wurde von der Volkspartei mit Überzeugung und starkem Druck als zentrales
Thema der Wirtschafts- und Aussenpolitik Liechtensteins gegen das zögernde
Verhalten der konservativen Kräfte vertreten. In den Vorverhandlungen trat Dr.
Wilhelm Beck als Volksparteivertreter entschieden für den Schritt Liechtensteins
von Österreich zur Schweiz ein und propagierte auch die Übernahme verfas-
sungsrechtlicher Bestimmungen nach schweizerischem Vorbild wie das Initiativ-
und Referendumsrecht.
Eine entscheidende Zäsur und einen Höhepunkt in der Geschichte und Entwick-
lung der Volkspartei vor 1921 stellen im September 1920 die sogenannten
«Schlossverhandlungen» dar. Die Vorgeschichte zu diesen Verhandlungen setzte
schon im April/Mai 1920 ein, als bekannt wurde, dass Dr. Josef Peer, Hofrat
beim Verwaltungsgerichtshof in Wien, in das Amt des Landesverwesers berufen
werde. Die Volkspartei wehrte sich vehement gegen diese Berufung und stellte
aufgrund von Resolutionen, die während verschiedener Volksversammlungen
gefasst worden waren, dezidiert fest, dass nur ein Liechtensteiner für dieses Amt
in Frage komme.
Bei den Schlossverhandlungen im September 1920 wurde insofern ein Kompromiss
in dieser Frage ausgehandelt, als Dr. Peer lediglich für sechs Monate berufen werden
} A a ohnbe-
% | völkerung
A AS Liechten-
7 steins:
14200.
Die Stimmbürger befürworten
die Einführung der Alters- und
Hinterlassenenversicherung
(AHV).
Alle Gemeinden des von der
Bürgerpartei dominierten Unter
landes votieren mehrheitlich
gegen die AHV, zumal führende
Kreise und Exponenten der
FBP eine «vehemente
Propaganda gegen die AHV»
betrieben. Engagierten Einsatz
für die AHV-Einführung
leisteten Regierungschef
Alexander Frick (FBP) und
der Sekretär des Arbeitnehmer
verbandes, der Abgeordnete
Josef Sele (VU).
Das Oberland befürwortet
die Vorlage mit klarer Mehrheit
(14.12.).
Insgesamt wird deutlich,
dass «die AHV-Vorlage nur
dank den sich in ihrer Mehrheit
aus Arbeiterkreisen des
Oberlandes rekrutierenden
VU-Anhängern angenommen
wurde und die Bürgerpartei-
Wähler mehrheitlich gegen die
AHV gestimmt» hatten (H. Hoch)