Am Nachmittag des gleichen Tages wurde die
Angelegenheit Prinz Franz, dem Bruder des Fürsten,
vorgetragen. Am 17. April, 11.45 Uhr, traf die Ent-
scheidung des Fürsten ein: “Regierung Vaduz —
Verkauf unteren Drittels Bock vertagt -— Domäne
Pachtentwurf vorlegen — Gruppe Walser Arbeiten
beginnen — Ausgaben würden, wenn Pacht nicht
zustandekommt, abgelöst, weshalb bei Arbeiten Ein-
vernehmen mit Domäne erforderlich — Strassen-
verfügung bleibt aufrecht, wenn Gemeinde wünscht —
stop — Feldsberger Weingartenaufseher eintrifft dem-
nächst zu Instruktionszwecken — verständiget Do-
mäne und Walser — Kabinettskanzlei.”
Der fürstliche Weingartenaufseher Franz Hannig
aus Feldsberg reiste daraufhin “zu Instruktions-
zwecken der fürstlichen Domäne in Vaduz und der
Weinbau treibenden Bevölkerung des Fürstentums”
nach Vaduz.#1 Über das Ergebnis der Dienstreise ist
nichts bekannt.
“Bockweingartenangelegenheit” in der
Gemeindeversammlung
Am 19. April wurde die “Bockweingartenangelegen-
heit” in einer eigens einberufenen Gemeindever-
sammlung behandelt.?? Gustav Ospelt und mehrere
Bürger traten für den Kauf des unteren Teiles des
Weingartens durch die Gemeinde ein. So könne
“durch einige Jahre dem Bauplatzmangel in Vaduz
abgeholfen” werden. Das Klafter solle zu 20 Franken
verkauft, der Gewinn zum Bau der Strasse verwendet
werden. Polizist Strub, “von Anton Walser kräftig
unterstützt”, sprach sich für die weitere Erhaltung des
Weinbergs aus. Nach längerer Debatte wurde über
den Ankauf abgestimmt. Die Abstimmung ergab 76
Ja, 60 Nein, 3 leer.
Am 24. April wählte eine weitere Gemeindever-
sammlung einen verstärkten Gemeinderat zur neuer-
lichen Behandlung der Angelegenheit.?®
Der verstärkte Rat traf sich zwei Tage später.*t*
Vorsteher Josef Gassner berichtete, dass die geplante
Verbindungsstrasse durch den Weinberg 11’000
Franken kosten würde. Die erforderliche Bodenaus-
lösung bei Privaten käme auf 8’000 Franken zu ste-
hen. Meinrad Ospelt beantragte darauf, “es solle
erneut eine Gemeindeversammlung gehalten und
über den Kostenpunkt nochmals debattiert werden”.
Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
Diese nächste Versammlung fand am 28. April
statt. Die Kosten für die projektierte Strasse von 670
Metern Länge wurden mit rund 20’000 Franken
beziffert. Walser rügte, dass der Kostenvoranschlag
nicht fertig sei. Rat Ospelt erklärte, dass die Ver-
sammlung nicht gesetzlich sei. Sie hätte erst 14 Tage
später stattfinden dürfen. Man kam zum Schluss, dass
zuerst der Kostenvoranschlag zur Gänze erstellt wer-
den müsse.
Verkaufsgeschäft kommt nicht zustande
Das Verkaufsgeschäft kam vorderhand nicht zu-
stande. Anlässlich eines Besuchs des Fürsten im Sep-
tember 1923 in Vaduz besichtigte dieser auch den
Bockweingarten. Der Fürst beabsichtigte nun offen-
sichtlich, “den in diesem Jahr ausgerissenen Teil des
Weingartens mit verschiedenen Rebsorten bepflan-
zen zu lassen”. Dies stimmte den Regierungschef
zuversichtlich. Er erwartete nun, “dass der Fürst den
Bock in seiner jetzigen Kulturart als Weingarten
erhalten und den ausgerissenen Teil wieder mit Wein-
reben bepflanzen lassen will”.246
Ein solcher Beschluss kam 1923 nicht mehr zu-
stande. Im unteren Weingartenteil wurde Hafer ange-
9 LLA RE 1923, ad Nr. 637 (Nr. 800), Kabinettskanzlei an
Regierung, 28. Februar 1923,
40 LLA RE 1923, ad Nr. 637 (Nr. 1407), Kabinettskanzlei an Regie-
rung, 17. April 1923, schriftliche Bestätigung des Telegramm-
wechsels.
LLA RE 1928, ad Nr. 637 (Nr. 1408), Kabinettskanzlei an
Gutsverwaltung Feldsberg, Domänenverwaltung Vaduz und
“zur Kenntnis bzw. Verständigung des Herrn Abgeordneten
Walser(-Kirchthaler) ” an Regierung.
42 GAV Gemeindeversammlungsprotokoll, 19. April 1923.
#3 GAV Gemeindeversammlungsprotokoll, 24. April 1923.
“4 GAV Gemeinderatsprotokoll, 26. April 1923,
45 GAV Gemeindeversammlungsprotokoll, 28. April 1928.
%* LLA RE 1923, ad Nr. 637, Regierung an Kabinettskanzlei,
18. September 1923.
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