In der Bekrö-
nung des Hoch-
altars der
Schlosskapelle,
die der heiligen
Anna geweiht
ist, stehen drei
Statuetten: in
der Mitte Anna
selbdritt, an ih-
rer Rechten
St. Sebastian, an
ihrer Linken
St. Martin mit
dem Bettler (Lan-
desmuseum)
Fronleichnamsprozession verbucht. Die Kompanien
wurden Ende des 18. Jahrhunderts aufgelassen. Fürst-
licher Wein wurde fortan für das Böllerschiessen an
Fronleichnam gespendet.
Opfer- und Kommunikantenwein
In den Rentrechnungen sind auch Ausgaben von
“Opfer- und Kommunikantenwein das Jahr hin-
durch” verzeichnet. 1726 wurden ein Viertel vier Mass
für diesen Zweck ausgegeben, 1810 sind am St. Anna-
fest vier Mass “roter Geringerwein” für die Kommuni-
kanten verzeichnet. Mit der Errichtung einer selb-
ständigen Kuratie ging die Verpflichtung zur Lieferung
des Kommunikantenweins an die Gemeinde Vaduz
über. Im Statut über die Umwandlung der unteren
Hofkaplanei in eine Kuratie vom 31. Juli 1842 wird
vermerkt, dass die Gemeinde “den Wein für Commu-
nicirende an den 4 Hauptfesten und den Wein zum
St. Johannes-Segen wie bisher” zu geben hat.?7 In
den Nachtragsbestimmungen zu diesem Statut anläss-
lich der Pfarreigründung im Jahr 1873 heisst es dann,
dass die Weingabe an den Hochfesten entfalle, “weil
an diesen Tagen kein Wein an Communicanten ver-
abreicht wird ”.258
Wein zum St. Johannes-Segen
Eine alte Tradition war offensichtlich mit der Grün-
dung der neuen Pfarrei aufgegeben worden. Den
Wein zum St. Johannes-Segen sollte die Gemeinde
Vaduz aber “auch fernerhin geben”. Diese Wein-
spende ist bereits 1726 unter den herrschaftlichen
Ausgaben aufgeführt. Es handelte sich um zwei Mass
Bockerwein, die zur Segnung in die St. Florinskapelle
gebracht wurden. Später, wohl seit der Abkurung von
der Mutterpfarrei Schaan im Jahr 1842, hatte die
Gemeinde den Wein für die Segnung bereitzustellen.
Die Weinsegnung fand am 27. Dezember, am Ge-
denktag des Apostels Johannes, statt.?9
Der Wein ist heute nicht mehr Teil des Lohn-
systems, auch bei kirchlichen und weltlichen Anläs-
sen spielt er nicht mehr die Rolle wie ehedem.
Könnte die eine oder andere Weingabe nicht wieder
eingeführt werden? Wiederbelebtes Brauchtum in
Vaduz müsste doch sicher mit Wein zu tun haben
4 Ospelt, Ernst (Ms.). — Als Weingabe an die Kapuziner in Mels
verzeichnet die fürstliche Domäne 1923 41 Liter Weisswein und
an den Pfarrer in Vaduz “für Verpflegung der Kapuziner” 11 Li-
‘er Rotwein und 6 Liter Weisswein. (LLA RE 1923, ad Nr. 637,
Ubersicht des jährlichen Bedarfs, 8. Februar 1923)
Die Abgabe von 5 Vierteln ist in der Rentrechnung von 1735
erstmals erwähnt und findet sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts.
— 1928 sind unter den Verpflichtungen der fürstlichen Domäne
für den Mesner in Vaduz “anlässlich Feierlichkeiten in Kirche
und Schlosskapelle” 5,6 Liter Rot- und 59,9 Liter Weisswein ver-
zeichnet. (LLA RE 1923, ad Nr. 637, Übersicht über den ijähr-
lichen Bedarf, 8. Februar 1923)
Unter den “festgelegten Zuwendungen an hochw. Geistliche
und andere Parteien” bezeichnet die fürstliche Domänen-
verwaltung den jährlichen Bedarf für “die Kirchensänger in
Vaduz beim St. Annafeste und am Geburtsfeste Höchst Seiner
Jurchlaucht” mit je 11,3 Liter Rotwein aus dem Bockwingert.
'LLA. RE 1923, ad Nr. 637, Übersicht über den jährlichen
Bedarf, 8. Februar 1923)
57 GAV 12/5, 31. Juli 1842, Punkt 24 des Statuts.
58 GAV 12/5, 27. Mai 1873, Nachtragsbestimmungen, Anderung
von Artikel 24.
59 Zum Johanneswein vgl. Goop, Brauchtum, S. 21f.