Traubenmadonna an der Mauer des Herawingerts: Maria
als Beschützerin der Rebberge (Gemeinde)
Bockwingert.?*7 Diese Weinstiftung ist auch im Sulzisch-
Hohenemsischen Urbar erwähnt. Danach war das
vorderste Beet “ainem jeden caplon zu sant fluri, uff
unser Lieben frowen altar uss gnaden gelassen”. Doch
wenn die Herrschaft das Beet selber nutzte, so musste
dem Kaplan “ain fuder win ungevarlich in den win-
gart betten gewachsen, järlich, im wimmet, under der
rinnen im torrggel” gegeben werden.”® Das Fuder
Wein für die untere Hofkaplanei ist in den Rent-
rechnungen wieder aufgeführt. Das Fuder entsprach
80 Vierteln oder 640 Mass und fasste umgerechnet
823 Liter.
Dieser sogenannte Kompetenzwein wurde bis in
jüngste Zeit noch bezogen. Im Pfrundbrief für die
Pfarrei Vaduz von 1924 sind unter den Einkünf-
ten des Pfarrers “823,4 Liter gegorener Rotwein aus
dem fürstlichen Bocktorkel” vermerkt.?® Nachdem
die fürstliche Domänenverwaltung 1953 und 1954
“wegen Ertragslosigkeit” keinen Kompetenzwein ge-
liefert hatte, ersuchte die Kabinettskanzlei die
Gemeinde “um Auflassung dieses Bezugsrechtes der
Gemeinde, das auf die Zeit der patrimonialen Grund-
herrschaft zurückgeht”.20 In der Folge wurden dann
die Weinlieferungen eingestellt. Die Art der Auflö-
sung oder Abgeltung des Bezugsrechtes konnte nicht
ausfindig gemacht werden.
Gleich wie die Vaduzer erhielt auch die Schaaner
Hofkaplanei jährlich ein halbes Fuder (411,7 Liter)
Rotwein aus dem Herrenweingarten. Die Schaaner
Pfarrei bezog ein Drittel des Vaduzer Weinzehnten.
Ein weiteres Drittel erhielt die untere Vaduzer Hof-
kaplanei.?! Dieses Zehntrecht gehörte einst der drit-
ten Kaplaneipfründe am Katharinenaltar in der St.
Florinskapelle. Das Bezugsrecht ist in einem Urbar
aus dem Jahr 1615 verzeichnet. Wenig später wurden
die zweite und dritte Pfründe vereinigt zum “Benefi-
cium St. Mariae Virginis et St. Catharinae” der unte-
ren Kaplaneipfründe.??? Ihr folgten als Zehntberech-
tigte im 19. Jahrhundert die Kuratie und schliesslich
die Pfarrei Vaduz.
Bis in unsere Zeit bekannt ist auch die Wein-
sammlung der Kapuziner in Mels. Die älteste mir
bekannte Erwähnung dieser Sammlung findet sich
in der Rentrechnung von 1735, wo eine Abgabe
von zwei Vierteln Wein an die “H.P.P. Kapuziner zu
Mels bei der Sammlung der Almosen” verzeichnet
ist.23 Ernst Ospelt schildert die bis in unsere Zeit le-
bendige Weinsammlung der Kapuziner wie folgt: “Im
Torkel war auch ein Fässchen aus dem Kapuziner-
kloster in Mels, in das jeder Winzer den entsprechen-
den Obolus entrichtete. Nach Abschluss der Torkel
#4 Vgl. dazu oben, Ernteerträge, S. 56 und die Tabellen im An-
hang S. 100-110.
#5 Vgl. oben S. 20.
46 Eine genaue Durchsicht sämtlicher Rentamtsrechnungen und
-akten war im Rahmen dieses Beitrags nicht möglich. Es wurden
als Beispiele vorwiegend die Jahre 1726, 1810 und 1841 heraus-
gegriffen. (LLA Rentamisrechnungen und -akten)
47 LUB I/1, S. 363-366; vgl. oben S. 16.
48 JUB 1/4, S. 266f.
“9 GAV 12/5, Pfrundbrief für das Pfarreibeneficium in Vaduz,
1924. — Diese Weingabe von 823,4 Liter Rotwein aus dem Bock-
weingarten ist auch 1923 im Zusammenhang mit dem Verkaufs-
projekt angeführt. (LLA RE 1923, ad Nr. 637, “Jährlicher
Bedarf für festgelegte Zuwendungen an hochw. Geistliche und
andere Parteien”, 8. Februar 1923)
GAV Akten betr. Kirchenwesen.
LLA Rentrechnungen; LB Schuppler (1815), S. 306. — Die
Weingabe von 411,7 Liter Rotwein aus dem Herawingert an den
Hofkaplan in Schaan ist 1923 unter den jährlichen Verpflich-
tungen der fürstlichen Domäne aufgeführt. (LLA RE 1928, ad
Nr. 687, Übersicht des jährlichen Bedarfs, 8. Februar 1923)
Ospelt, Pfarrei, S. 27.
LLA Rentrechnung 1785.
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