Volltext: Vaduzer Wein

Torkeln zusammen 160 Viertel 6 Mass. Insgesamt 
hatte Kaplan Frommelt 165 Viertel 6 Mass bezogen. 
Vom gesamten in Vaduz angefallenen und so ver- 
teilten Weinzehnten (521 Viertel 6 Mass) gebührte 
der Landesherrschaft “der von dem Nonnenkloster 
Valduna erkaufte Zehnt mit dem 18ten Theil voraus”, 
also 29 Viertel. Die restlichen 492 Viertel 6 Mass wa- 
ren unter den drei zehntberechtigten Parteien aufzu- 
teilen. Ein solches Drittel umfasste 164 Viertel 2 Mass. 
Was die beiden Geistlichen zuviel an Zehntwein bezo- 
gen hatten, mussten sie der Rentkasse in barem Geld 
ersetzen. 
Über den Valduner Zehnt lässt sich der Gesamt- 
ertrag der zehntpflichtigen Weingärten in Vaduz 
errechnen und die jährliche Weinernte annähernd 
bestimmen. Das Zehntbetreffnis ist in den meisten 
Rentamtsbüchern oder -akten erwähnt, so dass wir 
die Ernteentwicklung in Vaduz über grössere zusam 
menhängende Zeiträume nachzeichnen können ?44 
Weingaben, Spend- und Kompetenzweine 
Der Wein als Alltagsgetränk spielte in Wirtschaft und 
Gesellschaft früherer Zeiten eine weitaus wichtigere 
Rolle als heute. Weinbezüge waren Teil der Entlöh- 
nung und Entgelt für die verschiedensten Dienste 
und Fronen. Geistliche bezogen Opferwein für Mes- 
sen an Jahrtagen und zur Segnung. An besonderen 
kirchlichen und weltlichen Festtagen wurde ebenfalls 
Wein gereicht. 
Wein als Gegenleistung der Herrschaft für gelei- 
stete Fronen und andere Dienste ist uns schon in den 
ältesten Quellen zur Geschichte des Weinbaus in 
Vaduz begegnet. Er gehörte zum Imbiss, der den 
Fronarbeitern im Bockwingert und den Fronfuhrleu- 
ten gemäss alten Statuten gegeben wurde.?® In den 
Unterlagen des Rentamts sind verschiedene solcher 
Weingaben verzeichnet.*46 So erhielten zum Beispiel 
1726 die Mühlknechte “bei Röllung der herrschaft- 
lichen Veesen und Roggen” vier Mass und “bei Ab- 
gerb- und Aussiebung des verkauften Veesens” ein 
Viertel Wein zum Trunk. Den Sennen reichte man 
bei der Alpauffahrt und Alpabfahrt “gewöhnlicher- 
massen” zwei Mass zum Trunk. “Bei Aufrichtung der 
herrschaftlichen Stallung in der Sicca” erhielten die 
Zimmerleute ein Viertel 1725er Weines als Trunk, 
beim Kaplaneihaus-Bau gab die Herrschaft den Mau- 
rer- und Zimmerleuten “zum Einstand am 18. August 
1726” zwei Viertel vier Mass vom gleichen Jahrgang. 
Den “Madern”, die das “Ohmet” in der Spania ge- 
mäht hatten, wurde ein Trunk gereicht, gleich wie 
den “Madern im Meierhof, weil ihnen statt 24 nur 20 
Kreuzer im Ohmet mähen gereicht worden”. Letztere 
erhielten drei Viertel Wein. 
1810 erhielten vom weissen “Geringwein” die 
Getreidezehntdrescher für das “Türkenausplätsch- 
und Abröblern” zwei Viertel, die “Vaduzer Zehend- 
dröscher” ein Viertel. Zwei Viertel wurden für die 
Räumung und “Einleisung” des “Rüfemühlbachs’ 
und ein Viertel vier Mass “beim Vässerbrennen” aus- 
gegeben. 
“Auf Deputat” oder “in die Kompetenz” wurden 
die Weingaben an herrschaftliche Beamte und Be- 
dienstete verbucht. Als Teil der Entlöhnung bezogen 
1810 der Landvogt 80 Viertel, der Rentmeister 
40 Viertel vom roten Bockerwein. Der “Strapazier- 
knecht” (Pferdeknecht) erhielt zehn Viertel vom 
weissen “Geringen”. Auch der Amtsschreiber, der 
Amtsbote, der herrschaftliche Küfer, Müller und 
Ziegler bezogen “Naturalweine”. Regelmässig vier 
Mass roter “Bocker” wurden den Vaduzer Geschwore- 
nen für das Aufbieten zur Fronarbeit zum Trunk 
gereicht. Auch für Zehnteinsammler, für Zöllner und 
für Ausrufer bei obrigkeitlichen Versteigerungen sind 
Weingaben aus den fürstlichen Kellern verzeichnet. 
Kirchliche Weinstiftungen und -spenden 
Eine Reihe von Weinstiftungen und -spenden gab es 
auch im kirchlichen Bereich. Die älteste Weingabe in 
Vaduz geht zurück auf die Stiftung der Pfründe am 
Marienaltar in der St. Florinskapelle durch Graf 
Heinrich V. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz im 
Jahr 1395. Zur Ausstattung der unteren Kaplanei- 
pfründe durch den Grafen gehörten nämlich auch 
jährlich vier Saum Wein aus dem herrschaftlichen
	        

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