Weinbergarbeiten
Die Arbeiten im Weinberg, wie sie in den ältesten Sta-
tuten beschrieben sind, waren auch noch Jahrhun-
derte später im wesentlichen die gleichen.!!?
Im Frühjahr wurde Erde getragen. Was an Erd-
reich im Sommer heruntergeschwemmt worden war,
wurde wieder in den oberen Lagen verteilt. Die erste
eigentliche Frühlingsarbeit war das Schneiden der
Reben. Die abgeschnittenen Schosse wurden zusam-
mengelesen und später als Dünger verwendet.
Gleichzeitig mit dem Rebschnitt wurden defekte
Stickel ersetzt. Die bis zwei Meter langen, spitz zuge-
richteten Stecken wurden in die Erde gestossen. Auf
den Rebschnitt folgte das erste Hauen. Die Erde
wurde tiefgründig gelockert.
Wenn neue Rebstöcke benötigt wurden, begann
man sodann mit dem Gruben. Dabei wurde die Erde
bis zu einem halben Meter tief umgegraben. Die
Reben wurden bis auf die Wurzeln entblösst und
dann in der Grube an den neuen Standort gerichtet.
In die Gruben wurde Dung gegeben und die Rebe so
mit Erde zugedeckt, dass nur noch das vorjährige
Holz mit drei bis vier Augen heraussah. Daraus zog
man die Schosse und band sie an kurze Stickel. Der
im Boden verbliebene Rebteil trieb Wurzeln, und so
erhielt man pro Rebstock drei bis vier neue. Die
Pflanze blieb so unter Umständen über Jahrhunderte
hindurch dieselbe. !!$
Mit dem Ausbringen von Dünger und dem
Aufrichten und Binden der Reben an die Stickel
endeten die Frühlingsarbeiten im Weinberg. Zum
Binden verwendete man Weidenruten, sogenannte
Banden. Ab Ende Mai folgte an heissen Tagen den
ganzen Sommer hindurch das Falgen und Jäten von
Unkraut. Sobald die Rebstöcke trieben, begann die
Laubarbeit, das sogenannte Erbrechen. Überflüssige
Schosse und Laub wurden abgebrochen, einzelne
Triebe mit Bast geheftet.
Im Herbst kamen dann die Tage der Weinlese oder
des Wimmelns. Als letzte Arbeit im Jahr wurden die
Reben von den Stickeln losgebunden und auf die
Erde gelegt. So sollten die Reben den harten Winter-
frösten besser widerstehen können. !!*
Kulturmethoden
In unserer Region war seit altersher die Kulturme-
thode des Stickel- oder Pfahlbaus üblich. Die Pfähle
standen recht dicht, in einem Abstand von zirka 80
Zentimetern. Auf jeden Pfahl kamen zwei bis drei
Rebstöcke. Allgemein verbreitet war der Rundbogen-
schnitt. Dabei wurde ein kräftiger Trieb im Bogen
zurück an den Pfahl gebunden. Aus dem Bogen liess
man Triebe stehen. So wuchs ein lockerer, buschför-
miger Stock, dessen Blätterwerk allerdings wenig
Sonne an die Trauben liess.
Die geschilderte Schnittart war vor allem auf ho-
hen Ertrag ausgerichtet. In späterer Zeit, als nach der
Rebbaukrise stärker auf Qualität geachtet wurde, ent-
wickelte man den Zapfenschnitt. Dabei wurden
Schosse auf drei Augen geschnitten und aufwärts ge-
zogen. Auf diese Weise wurde die Pflege des Stockes
erleichtert und die Reifung der Trauben begünstigt.
{n unserer Region waren die Vaduzer Winzer beispiel-
gebend bei der Anwendung des Zapfenschnitts. Auf
hre Bewirtschaftung wurde in den Rebbauordnun-
gen Vorarlbergs des öftern hingewiesen.!!>
Der Stickelbau wurde erst seit etwa 1930 nach und
nach im Zusammenhang mit Neuanpflanzungen
durch den Drahtbau abgelöst. 16
Weinlese: ein Fest der Ernte
Die Weinlese war ein sehr bedeutendes und wichtiges
Ereignis im Winzerdorf. Das Wimmeln war zwar harte
Arbeit, aber letztlich auch ein Fest der Ernte in froher
Geselligkeit.
Um den bestmöglichen Wein zu erzielen, sollte der
höchste Reifegrad der Trauben abgewartet werden.
Nach einer Traubenschau wurde der Beginn der
Weinlese bestimmt. Früher geschah dies allein “auf
oberamtliche Disposition und Anordnung”, später
erhielt eine eigene Kommission die Kompetenz zur
Festlegung des Termins. Die Weinlese fand durch-
schnittlich später statt als im Mittelalter, Das hatte
möglicherweise mit den günstigeren klimatischen
Bedingungen zu tun, wohl auch mit der vor allem auf