Ansichtskarte von Vaduz um die Mitte der dreissiger Jahre (Hildegard Bachem)
wird die dichterische Behandlung dieses beliebten
Stoffes nur noch durch die immerwiederkehrende
und sich wie ein roter Faden besonders durch die
Mundart-Lyrik ziehende Sorge über die Veränderun-
gen innerhalb des dörflichen Mikrokosmos, welche
ausschliesslich als Verlust angesehen werden. Durch
den Genuss einer solchen, in die Vergangenheit ge-
wandten schriftstellerischen Produktion sowie durch
Jen Wein kann diese verlorene, frühere Welt heutzu-
tage noch einmal hervorgerufen, bewusst gemacht
und bewahrt werden. Mögen sich die Arbeitstechni-
ken im Wingert, die Geräte und Theorien sowie die
Produktionsmittel und -prozeduren nach dem Wim-
meln gegenüber damals zum Teil radikal verändert
haben, der Wein an sich und die Gelegenheiten, an
denen er getrunken wird, bilden wie eh und je den
Rahmen, in welchem eine Identifikationsmöglichkeit
geboten wird, der Dorfcharakter ausgelebt werden
kann und sich die über Generationen konservierte
Mentalität der Einheimischen zeigt. Dass dies ein ge-
wisses Gefahrenpotential in sich trägt, liegt in der
Natur der Sache. Und so bleibt zum Schluss nur noch
der wohlmeinende Hinweis an den geneigten Leser,
die geneigte Leserin:
Z Vadoz förwoor
kascht en Roota ha
Där hät Läba,
där hät Geischt.
Trink no net,
bis d ussi keischt.
(Ospelt-Amann, S. 89)
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