Eine ähnliche Rückkehr nach erfolgter Alpauffahrt
eschreibt Ida Ospelt-Amann in ihrem Gedicht D Alp-
faart (Ospelt-Amann, S. 56):
.. Met Alparoosa dr Huat verziert
wüard gega n Oobät häämmarschiert,
Im Sökkahuus keert ma noch y
und trinkt dört a par Schöppli Wy.
Loschtig goot dr Marsch denn witer.
Ir Samina trinkt ma Liter . .
In dem Gedicht Vom Törka (Ospelt-Amann, S. 53) be-
richtet die Vaduzer Mundartdichterin unter anderem
von dem wohl von allen Beteiligten herbeigesehnten
Moment während dem ”Uusbrätscha”*-
‚. . Jätz ischäs aber högschti Zit,
das äs ebbas Zmarenda git.
Moscht und Schnaps und Läps* zom Trinka,
Buurawörscht und Schpäck und Schinka.
Suura Kääs und Törkabroot,
niamart gschbüürt ebbäs vo Noot.
Von Hans Laternser ist das Gedicht von einem alten Va-
duzer Weinbauern (Seger 1956, S. 59) überliefert. Auch
wenn der Urtext ursprünglich aus der Ober-
steiermark stammt (Hafner, S. 333f.), so tut dies dem
von Hans Laternser gewählten Wortlaut keinen Ab-
oruch:
Was wollen wir singen, was wäre fein?
Wohl von dem Wasser und von dem Wein!
Die taten miteinander streiten,
der Wein wollt das Wasser nicht leiden.
Der Wein, er sprach: “Ich bin ja so fein,
mich trinken die schönen Jungfräuelein,
die fangen dann an zu lachen,
ich kann's ja brav lustig machen.”
Das Wasser, es sprach: “Bin wieder so. fein,
man trägt mich in die Küche hinein,
man braucht mich die langen Wochen
zum Waschen, zum Backen, zum Kochen.”
Der Wein, er sprach: “Ich bin wieder so fein,
man trägt mich in die Kirche hinein,
man braucht mich zum heiligsten Sakramente
und nochmals vor des Menschen Ende.”
Das Wasser, es sprach: “Ich bin wieder so fein,
man trägt auch mich in die Kirche hinein,
man braucht mich zum christlichen Taufen
Das Wasser, das darf man nicht kaufen.”
Der Wein, der sprach: “Jetzt geb ich dir recht.
du bist der Meister, und ich bin der Knecht.
Wärst du nicht zu mir geronnen,
so wär ich am Weinstock verbronnen.”
Der eine oder die andere, die hin und wieder des
Morgens mit einem sonderbaren Durst erwachen,
werden diesem — im übertragenen Sinn -— sicherlich
zustimmen.
Es bleibt unbestritten, dass der Wein, da von den
Einheimischen selber hergestellt, durch Anpflan-
zung, Pflege, Ernte und Kelterung innerhalb des Ab-
Jaufs eines Dorfjahrs eine ganz besondere Stellung
sinnimmt. Und dies wird auch zu seiner bevorzugten
Behandlung in Wort und Lied geführt haben. Wir
werden dies im folgenden genauer unter die öno-
phile Lupe nehmen.
‚.. Zucker und Schweiss .. .
“An die sonnigen Halden gebettet aber liegen die
Weinberge, deren süsser Blütenduft im Vorsommer
über die Gegend schwebt und welche einen edlen
Wein geben, der viele Freunde eines köstlichen Trop-
fens Jahr für Jahr nach Vaduz zieht. Dieser Wein und
edles Obst künden von dem besonders milden Klima.
das hier herrscht.”
So schrieb der “Rat” Joseph Ospelt im “Lesebuch”
von 1938 (S. 295) über Vaduz, und so haben es die
Liechtensteiner auch lange Zeit in den Schulen ge-
lernt. Später wurde das Gedicht dank seiner Plazie-
rung am Beginn von Segers “Heimatbuch” (Seger
1956, S. 7) zum Klassiker der Vaduzer Heimatpoesie: