sind aber in dem Grunde selbsten betrachtet nicht
zar die besten Untertanen. Denn ausser der Bearbei-
tung der Weingärten sind sie zur Arbeit träg und lie-
derlich, fast durchaus dem Trunk stark ergeben; da-
hero dann bei ihnen nicht nur alles auf das Trinken
eingerichtet und angesehen, sondern sie finden sich
alle Sonn- und Feiertage zahlreich in den Wirtshäu-
sern und aufm Schloss in der Herrschaftl. Küferei
oder Weinschenke beim Zechen und Trinken ein; ja
es gibt viele, welche an denen Arbeitstägen in der
Woche ganze und halbe Tage mit Saufen und Zechen
im Müssiggange zubringen, und sich nicht nur voll
ansaufen, sondern in ihrer Volltrunkenheit geistliche
und weltliche Obrigkeiten, Vorgesetzte und Neben-
menschen schänden, schmähen und lästern, und auf
das Ehrvergessenste verläumden . ..” In der Folge
schildert der fürstliche Beamte nicht weniger dra-
stisch Missstände in der Bewirtschaftung der herr-
schaftlichen Güter in Vaduz, wie er sie bei seinem
Amtsantritt im Jahr 1775 angetroffen habe. Der Wein-
bau, vornehmlich die Bearbeitung des Bockwingerts,
und die Kellerwirtschaft nehmen in der Schilderung
breiten Raum ein. Darüber wird später berichtet.
1808: Georg Hauer
Der Bericht über eine mehrtägige Inspektionsreise
des fürstlichen Hofrats Georg Hauer im Sommer
1808 in Liechtenstein®? enthält keine allgemeinen
Angaben über den Weinbau in Vaduz. Hauer kritisiert
vor allem die Weinbereitung und Kellerwirtschaft im
herrschaftlichen Gutsbetrieb.%® Immerhin attestiert er
lem Bock- und Bergweingarten beim Schloss “die
beste Lage im Lande” und hält fest, dass beide gut
bestellt sind. Der Hofrat erwähnt im “geräumigen
Torkel beim Bock 2 Pressen, die collosalisch sind und
von anno 1527 bestehen, eine eben so ungeschickte
Struktur haben, wie man in diesem Zeitalter über-
haupt in allem massiv zu seyn pflegte”.® Ob die heute
im ehemaligen Torkelgebäude (Restaurant Torkel)
stehende Presse, die heute nur noch dekorativen
Zweck hat, mit einer der beiden im Bericht von
Georg Hauer erwähnten Anlage identisch ist?
1815: Josef Schuppler
Landvogt Josef Schuppler sieht in seiner Landesbe-
schreibung® die Gemeinde Vaduz oder den “Markt
Liechtenstein” mit 133 Häusern und 808 Einwohnern
“amphitheatralisch auf einer von Norden nach Süden
abhängigen Erhöhung” gelegen. Das Dorf gewährt,
so meint Schuppler, “seiner anmutigen Lage wegen,
besonders von Süden her, einen reizenden Anblick,
der durch die im Orte selbst zerstreut liegenden
Weingebirge und Obstgärten erhöht wird”. Der
Landvogt fährt wörtlich fort: “Nebst dem Landbau
und der Viehzucht, dann etwas wenigem Rodfuhr-
werk ist der Weinbau die grösste Erträgnisquelle. Der
dasige Wein ist ringsherum der vorzüglichste, sonder-
lich in einigen vorteilhaft gelegenen Weingärten,
worunter sich der herrschaftliche Weingarten Bock
und der vormalige St. Johanner Weingarten vor allen
auszeichnen, deren Gewächs immer viel teurer als
jedes andere verkauft wird.”®! Auch Schuppler er-
wähnt im herrschaftlichen Weinberg Bock den “im
guten Baustande erhaltenen Torkel mit 2 Torkel-
Läumen”.%?
Die Bewirtschaftung des Bockwingerts
Lohn- und Fronarbeit unter Aufsicht
Seit Jahrhunderten war der Bockwingert unter Aufsicht
von Weingartenmeistern von ortsansässigen Winzern
gegen Lohn bearbeitet worden. Bestimmte Arbeiten
wurden im Frondienst verrichtet.® Dazu gehörten
neben verschiedenen Transporten insbesondere das
Hauen”.% Dies geschah allerdings “mehr zum
Schaden als nützlich”. Durch “diese unfleissig- als
gleichgültige Arbeit” wurde der Boden niemals wie
erforderlich “umgekehrt”, so dass “das Unkraut
immerhin vorwaltet und niemalen ausgerottet wird”,
heisst es in einer Instruktion aus dem Jahr 1772 für
einen Weingartenmeister.® Die herrschaftlichen Wein-
gärten Bock und Marina werden darin denn auch
bereits als “im Zerfall schwebend” bezeichnet. Die
“anderen Hauptarbeiten, das Schneiden, Falgen, Er-