einsetzen. Daneben bestand auch die Gefahr, dass die
Gärung stockte und erst im warmen Frühjahr ihren
Abschluss fand.
Mit dem Aufkommen geeigneter Anstellhefen
wurde die Gärung sehr viel besser steuerbar. Mit den
heutigen Produkten und Materialien sind die Risiken
sehr gering, einen fehlerhaften Wein zu erhalten.
Lagerung
Der Jungwein, der nach dem Pressen noch trübe ist,
darf nun so wenig wie möglich mit Luft in Berührung
kommen. So wurde er früher in Eichenfässer gefüllt,
die spundvoll bleiben mussten. Langsam setzten sich
die festen Bestandteile. War der erste Klärprozess vor-
bei, so wurde der Wein vom Fass abgezogen. Man ver-
steht darunter die Trennung des klaren Teiles des
Weines vom Bodensatz.
Noch heute wird das im Prinzip so gemacht, mit
der Ausnahme, dass zusätzlich ein Filter die Klärung
vervollständigt.
Früher beobachtete man im Frühling ein neuer-
liches Aufflammen der Gärung. Heute weiss man,
dass es sich nicht um eine zweite Alkoholgärung han-
delt, sondern um den biologischen Säureabbau.
Nach diesem Vorgang bekommt der Wein seinen
Glanz und kann nach einem weiteren Abzug in
Flaschen abgefüllt werden.
Je sorgfältiger die Lagerung eines Weines ist, um So
besser entwickelt er sich, und um so besser hält er
auch. Früher wurde der Wein oft direkt vom Fass
getrunken. Dabei wird das Fass natürlich nicht mehr
spundvoll gehalten, und der Wein oxydiert mit dem
Luftsauerstoff. Im schlimmsten Fall kann dabei auch
Essig entstehen. Diese Art der Weinlagerung muss bei
uns bis ins 19. Jahrhundert gang und gäbe gewesen
sein. So schreibt Hofrat Georg Bauer in seinem Loka-
lisierungsbericht von 1807 wenig Schmeichelhaftes
über die Vaduzer Trinkfreuden. Danach muss das
Einbrennen der Fässer mit Schwefel noch nicht be-
kannt gewesen sein. Auf jeden Fall versuchte man mit
allerhand Mitteln, den Wein zu verbessern. Doch das
sind die Geheimnisse eines jeden Kellermeisters.
Anlage einer Neuanpflanzung
Früher war das Ersetzen eines Rebstocks oder eines
ganzen Weinbergs eine relativ einfache Sache. Ersetzt
wurde durch Vergruben. Man nahm einen langen
Trieb einer Nachbarrebe und vergrub sie so, dass nur
noch ein oder zwei Triebe herausschauten. Wurde
ein Weinberg neu, angepflanzt, so vergrub man die
ganzen Stöcke oder steckte kräftige Triebe in den
Boden. Der Nachteil einer solchen Praxis war, dass
auch schlechte Stöcke weitervermehrt wurden. Es
gab sehr viele Mutationen (Veränderungen in der
Erbmasse), die sich nicht immer positiv auf die Quali-
tät auswirkten. Seit jedoch das Verpfropfen der Reben
das einzige Mittel gegen die Reblaus darstellt, werden
die Reben über Setzlinge erneuert. Eine solche
Pfropfrebe besteht aus einer Unterlage amerikani-
schen Rebenholzes, auf die ein europäisches Reis auf-
gepfroft wird. Seit den letzten 150 Jahren werden dar-
über hinaus Reben wissenschaftlich selektioniert, um
so die bestmöglichen Eigenschaften zu erreichen.
Kürzlich haben sich die ersten Kreuzungen von ame-
cikanischen und europäischen Reben (interspezifi-
sche Sorten) auf dem Markt etabliert. Diese werden
ebenfalls gepfropft, haben jedoch den grossen Vor-
teil, dass sie gegen Pilzkrankheiten resistent sind, also
nicht mehr mit Pflanzenschutzmitteln gespritzt wer-
den müssen.
AFL