Volltext: Vaduzer Wein

Sorten 
Die Hauptrebe in Vaduz war über Jahrhunderte hin- 
durch der weisse Elbling. Diese Sorte wurde wahr- 
scheinlich von den Römern eingeführt. In anderen 
Gebieten nannte man diese Sorte auch “Alben”. Der 
Name könnte vom lateinischen albus (= weiss) abge- 
leitet sein. Ahnlichkeiten im Namen bestehen auch 
mit der römischen Rebsorte Vitis albuelis, die schon 
bei Plinius (23-79 n..Chr.) erwähnt wird. 
Der Elbling ist eine frühreife und sehr ertragreiche 
Sorte und nicht sehr anspruchsvoll in bezug auf Lage 
und Boden. Sie ist aber nicht sehr frostsicher, woraus 
sich erklärt, wieso sie in früheren Jahrhunderten auf 
den Boden gelegt und zugedeckt wurde. 
Der Elbling ist nicht sehr blütefest und führte des- 
halb zu sehr grossen Schwankungen bei der Jahres- 
ernte, Daneben ist diese Sorte sehr fäulnisanfällig. So 
musste sie in schlechten Jahren, um einen gewissen 
Ertrag zu erhalten, zu früh gelesen werden. Über 
diese sauren Jahrgänge ist in den Chroniken einiges 
vermerkt. Über den Jahrgang 1465 steht in einer 
Rheintaler Chronik, “dass der Wein so sauer war, dass 
man ihn ausschüttete oder verschenkte”. 1529 gab es 
einen “glitzsuren Win, den niemand ohne rümpfen 
trinken konnte.” Angeblich wurden selbst kupferne 
Rohre und Hahnen von ihm zerfressen. In Zürich 
fand dieser Jahrgang in der “Memorabilia Tiggurina” 
folgende Erwähnung: “Ein ünerhört saurer Wein, 
man nennte ihn der Gott-bhüt-uns und machte damit 
Pflaster an.” In guten Jahren ergab der Elbling aber 
einen sehr leichten und ansprechenden Wein. 
Mitte des 17. Jahrhunderts taucht eine neue Trau- 
bensorte in unserem Gebiet auf: der Blauburgunder. 
Dieser wies einige Vorteile auf gegenübef dem Elb- 
ling. Er ist blütefester und weniger fäulnisanfällig, ist 
aber nicht so ertragreich wie der Elbling. Eingeführt 
worden sein soll er vom Herzog von Rohan, dem 
Oberbefehlshaber der französischen Truppen zum 
Schutz der Bündnerpässe. Dieser residierte von 1630 
bis 1635 in Chur. Die Geschichte ist wohl eher eine 
Legende, trank der Mann doch am liebsten Wasser. 
Anzunehmen ist jedoch, dass der Blauburgunder 
über die Bündner Herrschaft zu uns gekommen ist. 
So wurde der Elbling langsam immer weiter zurück- 
gedrängt. Trotzdem wurde er bis 1918 noch auf 
einem Drittel der Fläche angebaut. Danach sank 
seine Verbreitung aber rapide auf null. Die Ursachen 
liegen wahrscheinlich in der Verbesserung der Blau- 
burgunderreben durch Selektionierung, den besse- 
ren Absatzchancen für Rotwein und dem Auf 
kommen einer neuen weissen Traubensorte, der 
Riesling x Silvaner. Diese von Professor Müller aus 
dem Thurgau (daher auch ihr zweiter Name “Müller: 
Thurgau”) 1882 gezüchtete Sorte ist auch heute noch 
die am meisten angepflanzte weisse Rebe in Vaduz. 
Um die Jahrhundertwende wurden in den Reb- 
bergen der Familie Rheinberger Versuche gemacht, 
andere Traubensorten nach Vaduz zu bringen. Doch 
keine der neuen Sorten konnte sich durchsetzen. 
Weinbereitung 
Hat die grosse Glocke der Vaduzer Pfarrkirche den 
Beginn der Traubenlese verkündet — der Termin wird 
von einer Kommission nach der Traubenschau festge- 
legt —, beginnt überall ein emsiges Treiben. Die Trau- 
ben werden vom Stock weggeschnitten, die faulen 
und angestochenen Beeren entfernt und entweder 
getrennt gesammelt, um daraus Schnaps zu brennen, 
oder auf den Boden geworfen. Die Guten landen 
schliesslich in grossen Standen, in denen sie dann 
zum Torkel gefahren werden: früher mit Pferden, 
heute mit anderen Pferdestärken, aber damals wie 
heute mit einer Schar Kinder auf dem Anhänger. 
Maischen 
Die erste in einer langen Reihe von Arbeiten besteht 
im Aufschliessen der Beeren, um den Most zu gewin- 
nen. Früher leerte man dazu die Trauben in eine fla- 
che Holzstande. Dann wurden sie mit den Füssen zer 
treten. Schon zu den Zeiten Karls des Grossen hatte 
man Bedenken über die Sauberkeit dieser Methode. 
So wurde es schliesslich verboten, die Trauben mit 
nackten Füssen zu zertreten. Dies wurde aber nicht 
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