Masseinheiten
Wir beschränken uns hier darauf, die lokalen Verhält-
nisse bei den Hohlmassen für Flüssigkeiten etwas
näher aufzuzeigen. Urkundliche Quellen belegen,
dass auf liechtensteinischem Gebiet im 14. Jahr-
hundert noch das Feldkircher Weinmass gebraucht
wurde.® Später galt ein eigenes Vaduzer oder Liech-
tensteiner Mass, das etwas vom Feldkircher Stadtmass
abwich. Um 1600 entsprach das Fuder als grösste Mass-
einheit vier Saum oder 80 Vierteln oder 640 Mass, Wir
können diese Masse verlässlich in Liter umrechnen,
wenn wir die weitere Entwicklung des Massystems ver-
folgen. Als Ausgangspunkt und Orientierungsgrösse
dienen uns dabei die vier Saum Weines, die der
Inhaber der unteren Hofkaplaneipfründe gemäss
Stiftbrief von 1395 bis in die 1950er Jahre aus dem
herrschaftlichen Bockweingarten zu beziehen hatte.”
Die in der Stifturkunde genannten vier Saum werden
im Sulzisch-Hohenemsischen Urbar mit einem Fuder
angegeben.’! Das Fuder wiederum fasste 80 Viertel
zu acht Mass.7?? Dieses Massverhältnis ist so in den
ältesten vorhandenen Rentrechnungen des früher
18. Jahrhunderts umschrieben. Später findet sich
dort auch eine Vergleichsgrösse zu damaligen alten
österreichischen Masseinheiten, wenn es etwa heisst.
*] Fuder Wein haltet Vaduzer 20 Eimer und in österr.
Mass 123% Eimer, 1 Viertel in deto 6% Mass
(österr.). "73
Auf 1. Oktober 1844 wurden in Liechtenstein Wie-
ner Masse eingeführt. Das erwähnte Fuder Wein für
die Vaduzer Geistlichkeit fasste “nach dem neuen
Mass (Trübmass über die Nägel) statt alter Viertel 80
nun 14 Eimer 21 Mass und 3%: Seitl oder 58 Viertel
1 Mass 3%ı Seitl”. 640 alte Mass entsprachen 582
neuen. ”*
Die Einführung des neuen Masses verursachte
zunächst einige Probleme. So hatte der Amtsschrei-
ber Anweisung gegeben, den Kompetenzwein nach
dem Verhältnis von elf alten zu zehn neuen Massen
auszumessen. Kurat Wolfinger, der für die Vaduzer
Kuratiepfründe jährlich ein Fuder oder 80 alte Vier-
tel Bockerwein zu beziehen hatte, beklagte sich beim
Oberamt über die ungenaue, für die Pfründe nachtei-
Weinkanne aus Zinn. Vaduzer Privatbesitz (Abbildung
aus: Seger. Otto: Ein Heimatbuch. Vaduz, 1956)
lige Bemessung. Der Schlossküfer Jakob Quaderer
hatte ihm versichert, “dass auf je einen Eimer mehr
als eine neue Mass beizugeben kommt”.? Auch der
Pfarrer von Mauren beschwerte sich wenig später,
dass bei der Berechnung seines Kompetenzweins
keine Rücksicht auf das alte Mostmass genommen
werde. Die neue, für das Oberamt einträgliche Rech-
nungsmethode “müsse man wohl das non plus ultra
der neuesten Arithmetik heissen”, bemerkte der
Pfarrer bissig. Zusammen mit Wolfinger hatte er von
einem “Pfächter” (Eichmeister) die Massverhältnisse
berechnen lassen. Danach sollten 44 alte Weinmasse
40% neue und 140 alte Viertel 105% neue ergeben.
Diese Berechnung war zwar auch nicht ganz exakt.
Die Intervention der beiden Geistlichen war jedoch
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