Vaduzer Weinbau heute
Bernhard. Ospelt
Aus welcher Perspektive Vaduz auch betrachtet wird,
es fallen immer die grósseren und kleineren Wein-
berge in der dicht besiedelten Gemeinde auf. Vaduz,
als Hauptort des Fürstentums Liechtenstein, war
schon früher das Zentrum des Liechtensteiner Wein-
baus und ist es auch bis dato geblieben. Es ist ebenso
erstaunlich wie erfreulich, dass sich bis in die heutige
Zeit noch ein grosser Teil der Einheimischen mit
einem des áltesten Kulturguts unseres Landes identi-
fiziert, dem Weinbau.
Welch grosse Bedeutung der Weinbau für unsere
Gemeinde hatte, findet man in verschiedenen
Kapiteln dieses Buches geschildert. Doch wie steht es
heute um ihn? Welche wirtschaftliche und kulturelle
Bedeutung kommt ihm gegenwártig noch zu und vor
allem, wie ist es um seine Zukunft bestellt?
Der Gemeinderat von Vaduz hat mit der Vaduzer
Rebzone eine Weinbauflàche mit grossem finanziel-
lem Aufwand geschützt, um diese vor einer Überbau-
ung zu bewahren. Es war ein wichtiger Entscheid,
denn gute Reblagen sind auch ideale Wohnlagen,
und bestimmt wäre in der Zwischenzeit bereits ein
grosser Teil der noch vorhandenen Grünflächen
überbaut. Was würde die Residenz heute noch aus-
strahlen ohne diese Grünflächen?
Weinbau heute
Der Weinbau in Vaduz besteht derzeit noch aus zwei
Haupterwerbsbetrieben, welche rund 85 Prozent der
Rebfläche bewirtschaften. Die restlichen Weinberge
werden von einer stattlichen Anzahl Freizeitwinzer
mit viel Einsatz gepflegt. Dutzende von Rebparzellen
erhalten somit ihre spezielle Prägung. Im Vergleich
zur Gründerzeit der Winzergenossenschaft hat sich
die Organisation des Weinbaus stark verändert. Die
Vielzahl an aktiven Torkelgebäuden hat sich auf die
zwei Haupterwerbsbetriebe reduziert, welche nahezu
100 Prozent der Trauben einkeltern, den Jungwein
ausbauen und die abgefüllten Weine vermarkten.
Rebsorten
Betrachtet man heute das Angebot an Rebsorten, so
stellt man fest, dass eine Umstellung in zwei grossen
Schüben stattgefunden hat. Einmal war dies in den
fünfziger und sechziger Jahren, als die Weissweinsorte
Riesling x Sylvaner sowie die neuen Blauburgun-
derklonen angebaut wurden. Der zweite fand in den
achtziger Jahren statt und ist bis heute noch im Gang.
Vermutlich wird sich auf dem Gebiet von interspezifi-
schen Sorten noch vieles bewegen. An dieser Stelle ist
der Sortengarten im Herawingert zu erwähnen, in
dem zur Zeit über 40 verschiedene Rebsorten ange-
pflanzt sind, um deren Entwicklung in unserem
Klimaraum zu beobachten und um daraus Rück-
schlüsse auf môgliche Neupflanzungen ziehen zu
kônnen.
Zur Zeit werden folgende Weissweinsorten in
Vaduz gekeltert: Riesling x Sylvaner (*Müller-Thur-
gau"), Chardonnay, Gewürztraminer; Rotweinsorte:
Blauburgunder (Pinot noir).
Sämtliche Sorten sind auf amerikanischem, Reb-
laus-resistentem Unterlagsholz veredelt und abge-
stimmt auf die entsprechenden Bodenverhältnisse.
Bewirtschaftung und Anbaumethoden
Die Umstellung von Stickelbau auf Drahtbau geht
ebenfalls in die fünfziger Jahre zurück. Dadurch
wurde vor allem eine starke Reduzierung des Ar-
beitsaufwandes erreicht. Anfänglich waren die ver-
schiedensten Systeme des Drahtbaus üblich: von der
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