Volltext: Vaduzer Wein

6. Oktober 1990 
“S’ischt bal weder Suusersunntig z’Vadoz” 
Vom kommenden Freitag, 12. Oktober bis Sonntag, 
14. Oktober 1990 steht Vaduz wieder ganz im Zeichen 
der Winzertage und des “Suusersunntigs”. In den 
meisten Gaststätten werden Winzerspezialitäten ange- 
boten, und der frisch gepresste Suuser aus Vaduzer 
Trauben angeboten. Krönung ist am Sonntag der 
schon zur Tradition gewordene Winzerumzug durchs 
Städtle. Der Brauch des Suusersunntigs wurde vor 
zehn Jahren erfolgreich wiederbelebt. Dieses kleine 
Jubiläum wollen die Organisatoren heuer besonders 
feiern, wie am Donnerstag an einer Presseorientie- 
rung bekanntgegeben wurde. 
Der Weinbau in Vaduz blickt auf eine alte Tradi- 
ion zurück. Nach arbeitsreichen Wochen und Tagen 
im Rebberg und Torkel wollte man auch den 
Frohsinn nicht vergessen, und so zogen die Leute an 
sinem Sonntag um Mitte Oktober herum —- eben am 
Suusersunntig — in die vielen Torkel und holten dort 
frisch gepressten Suuser. Einen Winzerumzug gab es 
nur bei speziellen Anlässen, also nicht regelmässig. 
im Verlaufe der Zeit sind bis auf wenige Weinbau- 
betriebe alle zugemacht worden, und damit ging 
auch diese Torkelromantik zu Ende. Vor 10 Jahren er- 
ınnerte sich die Interessengemeinschaft “Hoi Vadoz”, 
der Verkehrsverein und die Winzergenossenschaft Va- 
duz dieser Tradition und belebten die Winzertage 
ıeu und organisierten als Höhepunkt und krönen- 
den Abschluss am Suusersunntig einen farbenprächti- 
zen und frohen Umzug . . 54 
alle Ehre ein. Bei den Blauburgunder-Trauben liegt 
der Öchsle-Durchschnittswert bei etwa 100 Grad, 
beim Chardonnay gar noch höher: Hier konnten im 
Schnitt 104 Öchslegrade gemessen werden. “Seit 
Menschengedenken hat es keine solch gute Qualität 
nehr gegeben”, bestätigte Bernhard Ospelt, Leiter 
der fürstlichen Hofkellerei, in einem Gespräch mit 
dem Volksblatt. Allerdings liege die Quantität unter 
len Ergebnissen der Vorjahre. 
Auch für die Vaduzer Weinbauern war das heurige 
'ahr ein absoluter Glücksfall. Bereits während der 
Blütezeit kam es aufgrund von Kälteeinbrüchen zu 
einer “Verrieselung”, was soviel wie eine Verringerung 
der Traubenblüten heisst. Die Witterungsverhältnisse 
in den Sommer- und ersten Herbstmonaten waren 
optimal, und der Föhn setzte gerade zur rechten Zeit 
ein. Dadurch reiften die Trauben in Windeseile und 
‘trockneten” dabei aus, was wiederum zu Lasten der 
Menge ging. Dafür wird aber die Qualität, und da 
sind sich die Weinbauern allgemein einig, die Ergeb- 
nisse der früheren Jahre bei weitem übertreffen. 
Im Durchschnitt 100° Ochsle 
Während den Föhntagen sind die Öchslegrade gera- 
dezu in die Höhe geschnellt. Wie eine Umfrage erge- 
ben hat, lagen die Durchschnittswerte bei den Blau- 
burgundertrauben so um die 100° Öchsle herum. 
3eim Chardonnay, der entlang der oberen Mauer im 
fürstlichen Wingert angebaut wird, wurde gar ein 
Schnitt von rund 104° Öchsle gemessen. “Der hohe 
Zuckergehalt wird für einen aussergewöhnlich kräfti- 
zen Wein, ähnlich dem eines Burgunders, sorgen”, 
neinte Bernhard Ospelt. 
23. Oktober 1990 
Vaduzer Winzer freuen sich über 
“Jahrhundertwein” 
Der Jahrgang 1990 wird auch bei den Winzern in der 
Gemeinde Vaduz ein Jahrhundertwein. Ideale Wetter- 
verhältnisse in den Sommer- und Herbstmonaten be- 
zünstigten die Vegetation, und der Föhn legte in den 
letzten 14 Tagen seinem Ruf als “Traubentrockner” 
37 Ospelt, Ernst: Traubenvorlese und Winzerumzug in der 
Residenz. In: LVolksblatt, 7. Oktober 1988, Nr. 225. 
38 1 Volksblatt, 10. Oktober 1988, Nr. 227. 
#9 GAV, Signatur Nr. 725. 
40 J Volksblatt, 16. Oktober 1989, Nr. 232. 
41 GAV, Signatur Nr. 725, 
2 GAV Bürgerversammlungsprotokoll, 2. März 1990, 
LVolksblatt, 6. Oktober 1990, Nr. 223; s. auch LVolksblatt, 
5. Oktober 1990, Nr. 230. 
FE
	        

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