Volltext: Vaduzer Wein

die Winzer ausgewirkt. Abnehmer und Käufer des 
Vaduzers waren vor allem Süd-Deutschland, Vorarl- 
berg und die Schweiz . . 4 
Winzer und Wein... 
9, Juli 1960 
Ein Bericht über den Stand der Reben in unseren 
Weinbergen, von a. Rebmeister Franz Verling. 
Nicht nur der Weinliebhaber, sondern vor allem 
der Winzer geht derzeit mit Stolz und Zuversicht in 
seine Weinberge, wo um diese Jahreszeit alle Reben 
so vielversprechend dastehen und einen guten Trop- 
fen verheissen. Der Wettergott hat es mit den Reben 
denkbar gut gemeint, verschonte er sie doch vor den 
gefürchteten Frühjahrsfrösten, die in den Vorjahren 
zum Teil verheerende Schäden verursachten und die 
ganze Arbeit des Weinbauers in Frage stellten. Mit 
Bangen sahen ja die Winzer im Frühjahr diesen 
Gefahren entgegen, und wenn Radio Beromünster 
seine Frostwarnungen ausstrahlte, herrschte in Win- 
zerkreisen Alarmstimmung. Dieses Jahr wölbte sich 
in der gefährlichsten Zeit stets eine Wolkendecke 
über das Tal, die dafür sorgte, dass die Morgentem- 
peraturen nie unter Null sanken. Bereits Mitte Mai 
setzte dann der Vorsommer mit warmem Regen ein, 
der in unseren Rebbergen wahre Wunder wirkte. Be- 
reits anfangs Juni setzte schon die Blüte ein, die von 
gutem Wetter begünstigt, sehr gut verlief und auf 
Ende des Monats Juni bereits vorbei war. Welch herr- 
licher Blütenduft, der in jenen Tagen aus unseren 
Rebbergen fortgetragen wurde. Bereits jetzt, ja schon 
vor Tagen, konnte man überall gut befruchtete 
Trauben an den Reben bewundern. An ganz ge- 
schützten Lagen und besonders dort, wo die Reben 
im Schutze der Mauern stehen, befinden sich die 
Reben schon in halbausgewachsenem Stadium. Das 
überaus günstige Wetter bewirkte, dass die Reben ge- 
genüber früheren Jahren im Wachstum mindestens 
14 Tage voraus sind. Sorgfältig gepflegte Weinberge 
weisen gute bis sehr gute Ansätze auf; die veredelten 
Reben stehen besonders schön da, und man darf mit 
hohen Erträgen rechnen, wenn die Reben, wie bis 
jetzt, von Krankheiten verschont bleiben. Besonders 
die neugesetzten Reben sind durchwegs sehr üppig; 
da es gute Setzlinge waren, sind auch sehr wenig aus- 
geblieben. Der Weinbauer muss nun dafür Sorge tra- 
gen, dass die jungen Reben während des ganzen 
Sommers von Unkraut frei sind und dass die Besprit- 
zung bis Mitte September mit entsprechenden Mit- 
teln fortgeführt wird. Bei guter Behandlung können 
dieses Jahr gesetzte Reben schon 3-6 Trauben brin- 
gen. Mit dem Einköpfen der alten Rebbestände sollte 
aoch etwa bis Mitte Juli zugewartet werden. Wenn uns 
der Herrgott so weiter hilft, wie bis jetzt, so können 
wir mit einer frühen Weinlese rechnen. Noch liegt 
der Heurige nicht geschützt in den Fässern, und es 
3ibt noch der Gefahren genug, die sowohl die Menge, 
als auch die Güte des Rebensaftes beeinträchtigen 
könnten. — Hoffen wir jedoch zuversichtlich, dass wir 
vor Hagel und Krankheiten und frühen Frösten ver- 
schont bleiben und dass uns sonnige Herbsttage war- 
:;en, wenn die herrlichen Vaduzer Trauben sich zur 
Reife neigen. 
Es wäre den Winzern zu gönnen, wenn sie wieder 
einmal auf ein gutes Weinjahr zurückblicken könn- 
ten. Mögen sich die Hoffnungen der Weinliebhaber 
ebenso erfüllen, wie die Hoffnungen der Winzer, de- 
aen noch manche Mühe wartet, bis das köstliche Nass 
in ihrer Obhut ist. Die Winzer sind sich gewohnt, den 
Tag nicht vor dem Abend zu loben; das ist auch gut 
so, denn allzuviel sind schon arg enttäuscht worden. 
Man sagt daher den Winzern zu Unrecht nach, dass 
sie zu den ewigen Pessimisten zählen und dass sie 
schon jammern, bevor ein Schaden sichtbar wird. 
Wer aber monatelang keine Arbeit scheuen darf und 
trotzdem das Risiko eines totalen Verlustes tragen 
muss, dem darf man wahrlich nicht böse sein, wenn 
er etwas vergrämt ist. — Um so heller wird das Auge 
des Winzers glänzen, wenn er im Herbst sein köst- 
iches Gut in reicher Fülle einbringen kann und ihm 
der verdiente Lohn für all seine Arbeit nicht entgan- 
zen ist. — Möge es auch dieses Jahr so sein 1% 
63 LVolksblatt, 29. Oktober 1959, Nr. 124. 
54 Verling, Franz: Geschichtliches über den Weinbau im Blickfeld 
der Gemeinden. In: LVolksblatt, 12. Januar 1960, Nr. 4. 
#5 Verling, Franz: Winzer und Wein... In: LVolksblatt, 9. Juli 1960, 
Nr. 77 
65
	        

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