31. Juli 1928
Vaduz
Der Sonntag hat mit reichlich Niederschlägen eine
sehr erwünschte Abkühlung gebracht. Das sehr ge-
Jeihliche Wetter der letzten Wochen macht sich in
unseren Kulturen allenthalben bestens bemerkbar.
Die Weinberge stehen verhältnismässig recht günstig
da, und die Trauben sind sehr weit entwickelt, so dass
mit einer frühen Ernte zu rechnen ist, wenn es keine
stärkeren Rückschläge in der Witterung gibt . . .!”
18. August 1928
Weinbauliches
Der Hagelschlag, der um Mitternacht vom 4. auf den
3. August über Vaduz und Umgebung niederging, hat
zesonders auch in den Weinbergen Schaden ange-
richtet. In Vaduz dürfte der Schaden in den Weinber-
zen im Durchschnitte etwa einen Fünftel der Ernte
ausmachen. Die schönen trockenen Tage, die dann
dem 5. August zunächst gefolgt sind, haben die stär
ker geschädigten Traubenbeeren zum Eintrocknen
zebracht und sind selbe dann zum Teil ausgestossen
worden. Vielfach aber sind die zerschlagenen Beeren
aoch in den Trauben, und es kann, seit in den letzten
Tagen die Gewitterregen etwas häufiger geworden
sind, bereits beobachtet werden, dass die beschädig-
‚en Beeren wieder vom aufgesogenen Wasser feucht
bezw. nassfaul sind. Es besteht somit die Gefahr, dass
die Fäulnis sich auf die nicht beschädigten Teile der
Trauben überträgt. Womöglich sollten daher die be-
schädigten Beeren ausgelesen und entfernt werden.
Dadurch könnte ein Weitergreifen der Fäulnis am
wirksamsten verhindert und eine Vergrösserung des
Schadens verhütet werden.
Die warmen Gewitterregen der letzten Zeit haben
ain starkes Aufleben des falschen Mehltaus bewirkt.
Die neueren Triebe sind in den meisten Lagen stark
von der Peronospora befallen, soweit nicht in den
letzten Tagen eine Bespritzung stattgefunden hat. Es
heisst daher noch einmal eine kräftige Bespritzung
vorzunehmen. Beim weissen Gewächs ist auch dem
echten Mehltau besondere Beachtung zu schenken
und sollte dort fleissig die Bestäubung mit Schwefel-
kupferazetat durchgeführt werden. — Es gilt, die mit
viel Mühe und Arbeit gepflegte Frucht vor dem Ver-
derben zu sichern. Jetzt die Reben vernachlässigen
kann sich bitter rächen.!®
1. September 1928
Weinbauliches. Vaduz
Sonntag, den 2. September, findet in Vaduz unter
Führung zweier Bündner Fachleute eine Weinberg-
begehung statt. Die Weinbergbesitzer sollten bis da
Yin ihre Weinberge in tadellose Ordnung bringen, so-
weit dieses noch nötig bezw. möglich ist.
Zu dieser Begehung sind alle Winzer und
[nteressenten aus Vaduz und den andern weinbau-
treibenden Gemeinden höflichst eingeladen. Zusam:
mnenkunft um %3 Uhr nachmittags beim Gasthaus
“Löwen”. Vaduz. 181
6. September 1928
Weinbauliches. Vaduz
Die Weinbergbegehung in Vaduz vom 2. ds. M. verlief
sehr anregend. Die grosse Zahl der Teilnehmer, ge-
gen 40 Personen, wovon eine ziemliche Zahl aus an-
dern Gemeinden, zeigte das Interesse nicht nur an
solchen Veranstaltungen, sondern am Weinbau über-
naupt. Aus dem freundnachbarlichen Bündnerland
waren erschienen die Herren Präsident und Statt-
nalter Obrecht mit Gemahlinnen und die Herren
Landammann Senti und Altlandammann Wiher, alle
aus Jenins, aus Malans Herr Lehrer H. In der Dis-
kussion im Löwen sprachen sich die Herren sehr be-
friedigt über den Stand der Weinberge aus. Es sei seit
einigen Jahren ein bedeutender Fortschritt zu ver-
zeichnen, gerade auch vom vorigen Jahre auf heuer.
Yer Schnitt der Reben, das Spritzen und die Boden-
vearbeitung seien bedeutend besser. Allgemein seien
die Reben in Vaduz stärker im Holz als in Jenins, ab-
zesehen vom Hagel, der heuer in Jenins einen Scha-
den von etwa 150’000 Fr. verursacht habe. Allerdings
sei unser Rebsatz zu eng und insofern ungleichmäs-
sig, als noch viel zu viel alte Reben stehen. Es sollte
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