Winzer, Obacht!
27. Juni 1927
Sonntag, den 26. Juni, wurde in Vaduz die ersten
Spuren von falschem Mehltau gefunden (an der et-
was empfindlicheren Riesling-Sylvanerrebe). In der
Schweiz, so z. B. im Kanton Zürich, konnten Spuren
schon vor fast einem Monat nachgewiesen werden. Es
ist jetzt also der Bespritzung der Reben mit Bordeaux-
brühe erhöhtes Augenmerk zu schenken. Desglei-
chen sollte, besonders in Beständen, in denen sich
weisse Reben (Elbling) befinden, sofort nach der
Blüte gegen den echten Mehltau geschwefelt werden.
In einzelnen Gemeinden soll man mit Beimischung
von kolloidalem flüssigem Schwefel zur Bordeaux-
brühe gute Erfahrungen gemacht haben. In Vaduz
wurden dieses Jahr zum erstenmale Versuche mit
Horsts Kupferstaubmittel gegen falschen Mehltau ge-
macht. Es zeigten sich Verbrennungserscheinungen,
wahrscheinlich durch zu starkes Bestäuben.
Also: Vorläufig spritzen mit Bordeauxbrühe gegen
falschen Mehltau und Anwendung von Schwefel
gegen den echten Mehltau und zwar unbedingt noch
diese Woche!170
Weinbau
12. Juli 1927
Die Winzergenossenschaft hält ab heute einen Appa-
rat zum Schwefeln der Weinreben zur Verfügung ih-
rer Mitglieder. Das Ausleihen des Apparates besorgt
Herr Johann Ospelt in der Herrengasse. Die Leihge-
bühr beträgt 30 Rp. für % Tag, 60 Rp. für % Tag und
] Fr. für den ganzen Tag. Es sind bereits mehrfach
Spuren von echtem Mehltau vorhanden, und ist fleis-
siges Schwefeln dringend zu empfehlen. 171
94. Juli 1927
Die Weinberg-FExkursion in Vaduz
Sonntag, den 24. d. M., wurde unter Führung der bei-
den Bündner Fachleute, Rebmeister Heussi vom
Plantahof und Altlandammann H. B. Wiher von
Jenins, eine von der Vaduzer Winzergenossenschaft
veranstaltete Begehung der Vaduzer Weinberge vor-
genommen. Um halb drei Uhr versammelte sich vor
dem Gasthaus zum Löwen die stattliche Zahl von etwa
410 Winzern aus Vaduz, Schaan und Triesen. Die ein-
gehende Besichtigung dauerte etwa 2% Stunden und
schloss mit der Beschau der gegen 12’000 Reben ent-
haltenden Rebschule im Stöckler ab. Anschliessend
erfolgte im Löwen bei einem ausgezeichneten Vadu-
zer Tropfen die Diskussion.
Die liebenswürdigen Gäste aus Graubünden zeig-
ten sich über den Stand der Reben im allgemeinen
vefriedigt. Der Ansatz sei besser als in der Herrschaft,
nit Ausnahme von Fläsch. Besonders gefiel die Neu-
Anlage mit Drahtbau im fürstl. Bockwingert und das
Spalier im Abtswingert. Auch die Rebschule wurde
vom Herrn Verwalter Heussi gelobt. Manche Wein-
Serge stehen tadellos da. Die Reben sind allgemein
‘echt schön. Bemängelt wurde der gemischte Satz,
die stellenweise viel zu alten Reben, besonders auch
die Tatsache, dass einesteils sich zu hohe Reben, an-
derseits vielfach Schosse zu nahe am Boden sich vor-
finden. Auch der Schnitt sei nicht überall tadellos.
Die Schädlingsbekämpfung sei gut, doch dürfte noch
etwas getan werden, besonders auch gegen den
Sidum. In den oberen Lagen hat der Rotbrenner an-
gesetzt. Die hier sich vorfindende Spielart des blauen
Burgunders sei eine sehr gute, und sogenannte Spitz-
'auberinnen seien wenig vorhanden. Die vorhande-
nen seien unbarmherzig auszumerzen, und zwar
nicht durch Vergruben, denn eine Spitzlauberin
oleibe es, auch wenn sie vergrubt werde. Ein ziem
cher Teil der Diskussion wurde den veredelten
Reben gewidmet. Herr Wiher hob hervor, alte Be-
stände mit guter Spielart und in guter Kraft sollten
vergrubt, schlechte Bestände durch Neuanlagen mit
veredelten Reben ersetzt werden. Ebenso wären über-
haupt Neuanlagen mit veredelten Reben vorzuneh-
men. Um der Gefahr der Reblauseinschleppung vor-
67 Volksblatt, 16. März 1927, Nr. 22
68 J Volksblatt, 16. April 1927, Nr. 3]
6 LVolksblatt, 18. Juni 1927, Nr. 49.
% LVolksblatt, 27. Juni 1927, Nr. 53,
7 [Volksblatt, 12. Juli 1927. Nr. 59.
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