gung bedürfen. Und zwar dürfte folgendes Verhältnis
als das richtige angenommen werden: Pro 100 Qua-
dratklafter Boden sind nötig: Jedes dritte Jahr zwei
Fuder Mist, jeweils vor dem Karsten auszubreiten und
dann unterzukarsten. In den zwei anderen Jahren,
wo kein Mist gegeben wird, wird jedes Jahr gedüngt
mit Kunstdünger, und zwar mit einer Mischung von
18-prozentigem Superphosphat, schwefelsaurem Am-
moniak und 30-prozentigem Kalisalz, erhältlich am
annäherndsten in der Mischung Bs. U. R. 6/2/5.
Quantität pro 100 Klafter rund 25 kg, also ein halbes
Kunstdüngersäckchen; auszustreuen unmittelbar vor
dem Karsten und dann sofort unterzukarsten. Für
schwerere Böden, z. B. Lehmböden, wäre eine Herbst-
düngung mit Thomasschlacke gut. Auch Torf leistet
gute Dienste, indem er den Boden mürbe macht und
die Verwurzelung begünstigt. Schwerere Böden be-
gnügen sich mit einer Mistdüngung alle 4 Jahre. Bei
den heutigen hohen Arbeitslöhnen rentiert sich der
Weinbau dann, wenn wir gute Ernten erzielen. Dies ist
jedoch nur möglich bei entsprechender sorgfältiger
Düngung. 167
16. April 1927
Vom Vaduzer Weinbau
Die Weinreben stehen heuer sehr schön da. Das Holz
ist, von einzelnen Lagen abgesehen, durchwegs ge-
sund und mit guten Knospen besetzt. Der etwas späte
Frühling dürfte gerade auch bei den Weinreben sich
günstig auswirken. Es scheint, dass überhaupt etwas
neues Leben in den Weinbau einzieht, obwohl bedau-
erlicherweise auch heuer wieder mehrere Weinberg-
parzellen gerodet wurden. Es werden nämlich heuer
in mehreren Parzellen neue Reben, auf amerikani-
scher Unterlage veredelt, angesetzt. Es handelt sich
hauptsächlich um blauen Burgunder und um Ries-
ling Sylvaner, welcher letztere in unserer Gegend neu
eingeführt wird. Auch mit der künstlichen Düngung
der Weinreben ist heuer über Anregung der Winzer-
genossenschaft ein Versuch im Grösseren eingeleitet
worden. Die Hebung des Weinbaues hat entschieden
eine volkswirtschaftliche Bedeutung und verdient alle
Förderung. 168
18. Juni 1927
Weinbauliches aus Vaduz
Der Fruchtansatz bei den Weinreben ist heuer recht
ungleich. Während in einzelnen, besonders den gut-
gedüngten Weinbergen, reichlicher Fruchtansatz vor-
handen ist, sieht es in anderen Wingerten wieder
recht spärlich aus. Die Blüte ist an Spalieren im vollen
Gange, und in den Weinbergen beginnt sie. Es wäre
nun höchste Zeit, die erste Schwefelung durchzu-
führen,
In Weinbergen mit weissen Reben hilft nun einmal
alles nicht; wenn wir nicht fleissig schwefeln, so ist es
schade um die andere Arbeit. Zudem handelt es sich
beim Schwefeln um eine Arbeit, die nicht viel Zeit in
Anspruch nimmt, und bei Verwendung des von der
Winzergenossenschaft beschafften Schwefelkupfer-
azetates auch noch gegen den falschen Mehltau wirkt,
so dass bei gutem Ausstreuen von Schwefelkupfer-
azetat die Bespritzung um etliche Tage verzögert wer-
den kann.
Das Schwefeln geschieht am besten mit den am
Rücken tragbaren Apparaten. Zum Schutze der
Augen sollte man jedoch immer bei dieser Arbeit
eine besondere Brille tragen, die das Eindringen des
Staubes in die Augen hindert.
Bekanntlich sind heuer zum erstenmale im Fürsten-
um Liechtenstein selbst auf amerikanischer Grund-
lage veredelte Reben in mehreren Parzellen angesetzi
worden.
Diese Neuanlagen stehen im grossen und ganzen
recht schön und versprechen gutes Gedeihen. Diese
Veredelung in unserem Lande eingeführt zu haben,
und damit dem Weinbau einen neuen Impuls zu ge-
ben, ist das unbestrittene und sehr anerkennenswerte
Verdienst des Herrn Landesschuldirektor Dr. Eugen
Nipp in Vaduz.
Wenn es gelingt, den Vaduzer Weinbau wieder
wirklich lebensfähig zu machen, so hat das für un-
sere Volkswirtschaft eine sehr grosse Bedeutung, da
die Weinberge fast zu jeder Jahreszeit, ausser der
strengsten Winterszeit, Arbeit bieten und der Erlös
der Weinernten Geld aus dem Auslande herein-
bringt. 169
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