haben ihr Fehljahr für heuer leider sicher. Da hilft
nun einmal alles nicht, ohne möglichst häufige und
rechtzeitige Bespritzung sind unsere Weinberge ver-
loren. Die Bespritzung ist aber eine sehr mühsame
und ziemlich teure Sache. Wie wärs, wenn ähnlich wie
in der Schweiz wenigstens die Bespritzungsmittel vom
Staate unentgeltlich den Winzern zur Verfügung ge-
stellt würden? Für die Öffentlichkeit wäre das Opfer
nicht besonders gross, und für den Winzer wäre diese
Beihilfe sehr willkommen.!??
]. Oktober 1924
Vaduz. Die Traubenreife
Die Traubenreife schreitet gut voran. Doch wird mit
der Weinlese diese Woche noch zugewartet, um Frau
Sonne Gelegenheit zu geben, den 1924er noch zu
einem recht guten zu machen. Nächste Woche, viel-
leicht schon anfangs, wird dann der Wimmelt voraus-
sichtlich stattfinden. Leider wird der Ertrag ein
schwacher werden, doch sieht man auch vereinzelte
gut gepflegte Parzellen, die einen sehr schönen Er-
trag, eine annähernde Vollernte, versprechen. Ein
Beweis, was durch gute Pflege und unverdrossene
Arbeit auch in ungünstigen Jahrgängen erreicht wer-
den kann.!*
4. Oktober 1924
Vaduz. Weinbau
Bald wird frohes Winzertreiben in den Weinbergen
herrschen. Mancher geplagte Weinbauer wird voll Be-
friedigung auf seinen Ernteausfall schauen, winken
ihm doch mehr Trauben lachend entgegen, als er
noch vor zwei Monaten gedacht. Der Grossteil der
Winzer wird allerdings schweren Seufzers auf den
kärglichen Lohn schwerer Arbeit blicken. Regen und
Schädlinge taten das Ihre, um viele zu enttäuschen.
Was aber nebst der günstigen Lage unermüdliche,
zielbewusste Arbeit und ziher Kampf gegen die Wein-
schádlinge zuwege bringen, das sieht man an man-
chen Weinbergen, die mit ihrem frischen Laub und
den schónen Früchten auffallend abstehen. Solche
gibt es fast in allen Lagen. Besonders wohltuend
184
sticht ins Auge ein Weinberg nördlich des Bock-
wingerts, im sog. “Feld”.
Die dortige Lage scheint günstig zu sein und regt
zum Gedanken an, ob nicht dort neue Weinberge an-
gelegt werden könnten als Ersatz der in ungünstig ge-
wordenen Lagen ausgerissenen Reben. Aber noch
ein anderer Gedanke soll verwirklicht werden: Wie
die Viehzucht, ist auch der Weinbau noch ein wichti-
ger Erwerbszweig. Bald werden auf der Landesvieh-
ausstellung die schönsten Stücke prämiiert werden.
Der fleissige, strebsame Viehzüchter erhält also eine
kleine Summe aus Landesmitteln, als Belohnung und
Ansporn zu weiterer zielbewusster Arbeit. Sollten
nicht auch, wie manche Städte dies für Blumen-
schmuck tun, für die schönsten Weinberge Prämien
ausgefolgt werden? Das wäre auch ein Ansporn für
manchen Weinbauern, damit trotz Widerwärtigkei-
ten unser Weinbau wieder aufblühen kônnte.!*
8. Oktober 1924
Vaduz. Weinlese
Die Weinlese ist auf Donnerstag, den 9. Oktober, fest-
gesetzt. Die sonnigen Herbsttage haben die Reife
sehr befôrdert, so dass die Qualität eine sehr gute zu
werden verspricht.!56
9. Oktober 1924
Die Weinlese hat heute bei sommerlichem Wetter be-
gonnen. Der Ertrag ist, wie erwartet, schwach, nur
vereinzelt befriedigend, die Qualität hingegen darf
als sehr gute bezeichnet werden, ergeben doch die
Wägungen sozusagen durchgehends einen Zucker-
gehalt von 85 bis 90 Grad nach Oechslin. Und auf
Sonntag gibts schon prickelnden “Suser”.197
Weinlese- und Torkelergebnis 1924138
Blaues Gewächs
Torkel Trauben kg Wein Liter Ausbeute
J. Ospelt 37305 2°39] 70.4%
Geschw. Wachter 3'223 2°254 69.9%
Total 6'618 4'645 70.190