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Erste gedruckte
Statuten der
Statuten
Tu m et T Winzergenossen-
Irmergenolenfhoft Padus. schaft, von der
mee Regierung am
30. Oktober
1902 genehmigt
(Gemeinde)
Die Wingergenofjenichajt in Babu ijt eine freie Ver-
einigung von Weinbergbefißern in Badız und hat den Zweck,
durch eine rationelle und forgfältige Pflege des Weinftockes,
fowie durch jtrenge Sortivung des Traubengutes einen
möglichjt guten Wein zu erzielen und Ddenfelben gemein
fehaftlich in den Verkauf au bringen.
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Mitglied diefes Bereins kann jeder unbejcholtene Wein:
bergbefiber im Baduz werden, melde feinen Sieben die
erforderliche Bilege amgebeijen (aft. Die Aufnahme ae-
jchieht durch den Ausichuß nach Stimmenmehrheit.
S.
Die Genoffenfchaft wählt jährlich einen (usfdyuf von
jieben Mitgliedern, welcher die Vereinsgejchäfte zu -jiihren
hat und aus feiner Mitte einen Vorjtand, einen Gefdhajts-
führer und einen Kajfier bejtellt.
i.
Die Genojfenjdjajt wird regelmäßig am Schlufje des
Sabres einmal zujammentveten und den Redjenidhaftsbericht
des Ausidhujjes entgegen nehmen. Sie prüft und ge:
nehmigt die Jahresrechnung und wählt die 9fusjdufe
mitglieder für das neue Vereinsjahr. Jebes Mitglied 1ft
berechtigt, bei diejer Verjammlung Anträge und Bejdwerden
einzubringen und Befchlußfaffung hierüber zu verlangen.
BL 1615 9teg. ex 1902.
Borjtehende Statuten werden befórblid) aenefmigt.
qürjtlidje Regierung
Vaduz am 30. Dftober 1902.
v. In der Maur, fürftl Cabinetsrath.
Günstige Faktoren für den Weinbau
Je früher die Rebblüte auftritt und je später im Herbst
der Wein gelesen wird, desto besser fällt die Ernte
aus. Die Vegetationszeit zwischen Blüte und Ernte soll
möglichst lang und warm sein. Viel Niederschlag ist
eher schädlich und fördert, besonders im Herbst zur
Zeit der Traubenreife, Pilzkrankheiten und Fäulnis.
Der Herbst sollte daher möglichst trocken sein.
Starke Winterfröste schädigen Holz und Knospen des
EIN v TEN PEIN
Rebstocks und schwächen dessen Wuchskraft. Noch
gefährlicher sind die Spätfröste im Frühjahr, wenn
die Knospen ausbrechen oder die ersten Triebe be-
reits ausgeschlagen haben. Die örtliche Lage und die
Reliefverhältnisse können die genannten nachtei-
ligen Klima-Elemente Temperatur und Niederschlag
etwas kompensieren.
Vorzüge unserer Landschaft als Rebgebiet
Liechtenstein liegt im Übergangsgebiet vom ozeani-
schen zum kontinentalen Klima, was sich in relativ
milden Temperaturen und reichlichen Niederschlä-
gen zeigt. Lange Trockenperioden, Spätfröste im
Frühjahr und extrem kalte Winter sind selten. Auch
strenge Frühfröste im Herbst und frühe herbstliche
Schlechtwetterlagen mit Kälte und Schnee kommen
wenig vor. Mit einer recht hohen mittleren Jahres-
wärme zählen die Reblagen unseres Landes unter
den schweizerischen Weinbaugebieten zu den tempe-
raturbegünstigten Landschaften. Und die nachteilige,
! Vgl. dazu Ospelt, Wasserversorgung, S. 9.
? Vgl. Quellen- und Literaturverzeichnis, unten S. 97.
Detailstudien kónnten zum Beispiel den Weinpreisen, den Wein-
baukosten und den Konsumgewohnheiten gewidmet werden.
Der Autor hat eine eigene Arbeit über alte Vaduzer Gastháuser
und Tavernen in Bearbeitung. Die Arbeiten am Liechtensteiner
Namenbuch werden zusätzliche Aufschlüsse über manche Flur-
namen geben, die im Zusammenhang mit dem Weinbau in unse-
rer Gemeinde stehen.
Ospelt, Josef (1946); Nipp (1934).
Als Briefkopf wurde bis etwa 1930 ein Ovalstempel verwendet
ohne Hinweis auf die Gründung der Genossenschaft. Das älteste
dem Autor in den Quellen begegnete Schriftstück mit einem
neuen, von Eugen Verling gestalteten Briefkopf datiert aus dem
Jahr 1933. Der Briefkopf enthält die Aufschrift “Winzergenossen-
schaft Vaduz. gegründet 1895” (LLA RF 115/99).
Zur Gründung der Winzergenossenschaft siehe auch unten
S. 94-96, sowie die von Ernst Erich Ospelt verfasste Chronik der
Winzergenossenschaft in diesem Buch.
LLA RE 1901 Nr. 2059, Volkswirtschaftsdepartement des Kantons
St. Gallen an Landesverweser In der Maur, 23. Dezember 1901. —
Antwortschreiben In der Maurs, 11. Januar 1902.
LLA RE 1902 Nr. 1645, Schädler an Regierung, 25. Oktober
1902. — Regierung an Schädler, 30. Oktober 1902. — Original
Statutenentwurf mit Genehmigungsvermerk. — Ein gedrucktes
Exemplar der Statuten liegt im Familienarchiv Rheinberger.
Die allgemeinen Ausführungen zu den natürlichen Vorausset-
zungen basieren auf Schlegel.
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