Ku
20. Oktober 1899
Weinlese
Die Weinlese in Vaduz wird im Verlaufe der nächsten
Wochen stattfinden; Balzers hat selbe auf heute fest-
gesetzt; in Mauren fand dieselbe vergangene Woche
statt.?*
3. November 1899
Vaduz. Die Weinlese wurde letzten Donnerstag und
Freitag, im “Bock” am Samstag und Montag vorge-
nommen. Die Quantität ist mittel, die Qualität sehr
gut; die Weinmostproben ergaben im Durchschnitte
86 Grad. Die Nachfrage war eine sehr lebhafte. Der
*“Suser” ist heute im besten Stadium.
26. Dezember 1899
Vaduz. Am 26. Dezember hielt die Winzergenossen-
schaft Vaduz ihre Abrechnung über die verkaufte
Weinfechsung des Jahres 1899. Wir entnehmen der-
selben folgende Daten:
Die Winzergenossenschaft zählt zur Zeit 55 Mit-
glieder.
Die zum Verkaufe beigebrachte Fechsung betrug
rotes Gewächs, Traubenmass 12’802 Liter, weisses
Gewächs Traubenmass 2’124 Liter, zusammen 14’926
Liter, Weinergebnis rot 10’316 Liter, weiss 1’903, total
12’219 Liter.
Der Gesamterlös betrug 4’040 fl.26 52 kr.?” Die Aus-
jagen für Torkelgebühren 49 fl. 76 kr. Die fort
währende Zunahme der Mitgliederzahl beweist, dass
unsere Weinbauern die Vorteile einsehen, welche
ihnen und ganz besonders den kleinen Weinberg:
besitzern aus dieser freien Vereinigung erwachsen.
Dieselbe bietet aber auch den Herren Weinkäufern
die Gewähr, von der Genossenschaft nur mit Prima-
Qualität, und soweit die Vorräte reichen, mit jedem
beliebigen Quantum von Vaduzer Weinen bedient zu
werden.
Hoffen wir, dass uns das neue Jahr eine reich-
lichere Weinernte bringe. Das walte Gott!28
1900
16. März 1900
Das launenhafte Märzwetter hat unsern Weinreben
erheblich Schaden zugefügt. Durch den milden
Winter überhaupt und namentlich durch das andau-
ernde Tauwetter im Februar wurde die frühe Saft-
entwicklung der Reben zu sehr begünstigt. Dann
folgte der rasche Temperaturwechsel am 4. März. Am
5. März zeigte das Thermometer 12° R. unter Null,
und das war für die bereits in der Saftentwicklung
segriffenen Reben zu viel. Der Schaden zeigte sich
daher nicht wie gewöhnlich am Grundstocke der
Rebe, sondern am Fruchtholze. Die Rinde desselben
ist hauptsächlich im Umkreise der Augen, teilweise
auch der Gabeln zerrissen, und aus der Wunde fliesst
ein honigähnlicher klebriger Saft, eine Erscheinung,
welche selbst alten Rebleuten noch nie vorgekom-
men ist. Inwiefern durch diese Beschädigung die dies-
jährige Weinernte oder der Bestand der betroffenen
Reben selbst gefährdet ist, bleibt abzuwarten und
dürfte hauptsächlich vom fernern Verlauf der Witte-
rung abhängen.?®
‚. Tuni 1900
Der “echte Mehlthau” oder das
Oidium-Tuckeri
ist bekanntlich voriges Jahr auch in unserer Gegend
als gefährlicher Schädling der Weinreben aufgetreten
und wird möglicherweise im heurigen Jahre in ver-
stärktem Masse sich einstellen. Es ist daher seine
rechtzeitige und energische Bekämpfung dringend
zu empfehlen. Zum Glück besitzen wir in dem Bestäu-
ben der Weinrebe mit fein gepulvertem Schwefel ein
sicher wirkendes Bekämpfungsmittel gegen diesen
schädlichen Pilz. Das Bestäuben ist aber nur dann
wirksam, wenn es rechtzeitig vorgenommen worden
ist; die verspätete Anwendung des Schwefels ist hin
ausgeworfenes Geld, Es ist eine ganz irrige Ansicht,
dass die Trauben, sofern sie schon mit Oidium behaf-
tet sind, durch die Schwefelung von der Krankheit be-
freit werden, beziehungsweise, dass das Bestäuben die
schädlichen Einwirkungen des Pilzes auf die Entwick-
an VE