Volltext: Vaduzer Wein

Weinpresse im Roten Haus. Spindel aus dem Jahr 1833 
und Mutterstück mit einer Inschrift von Meister Joseph 
Gechter aus dem Jahr 1776. Teile des Torkels sind jedoch 
wesentlich älter 
Erbauung bereits Ende des 13. Jahrhunderts ange- 
nommen werden kann.” In einer Erbteilungs- 
urkunde vom 13. Januar 1385 wird erstmals der “torg- 
gel zu Vadutzz” genannt.% Das Benediktinerkloster 
St. Johann im Thurtal erwarb das Gut, bestehend aus 
“zwei Häuser[n], Hofstatt, Stadel, Krautgarten, 
Baumgarten, Weingarten, Torkel, Torkelgeschirr, 
etliche[n] Weinfässer[n]”® anno 1525 von einem 
Erben der inzwischen ausgestorbenen Familie Vaistli. 
In diese Zeit dürfte die Erbauung des heute noch 
bestehenden Hauses mit der Stufengiebelfassade zu- 
rückreichen. Die Fragen, ob dabei Teile des Vorgän- 
gerbaus übernommen worden sind und inwieweit das 
Haus des 16. Jahrhunderts bis heute verändert wor- 
den ist, können zur Zeit nicht beantwortet werden. 
Nach der Säkularisation des Stiftes St. Gallen, dem 
St. Johann inkorporiert war, verkaufte der Kanton 
St. Gallen den Besitz beim Roten Haus im Jahr 1807 
an den Richter Johann Rheinberger.* Seit dieser Zeit 
ist das Rote Haus im Besitz der Familie Rheinberger. 
1951 wurde es unter Denkmalschutz gestellt.*! 
Baugeschichtliche Angaben zum Torkelgebäude 
des Roten Hauses können zur Zeit nicht gemacht wer- 
den. Der Torkel selbst ist in diesem Beitrag bereits 
ausführlich erwähnt worden. Die Konstruktion seiner 
Docken und die auf dem Torkelbaum befestigten 
Stammfragmente bei der Hinterdocke und zwischen 
Vorderdocke und Spindel verweisen auf eine Anlage 
mit zwei übereinander liegenden Pressbäumen.“? 
Die Überprüfung der dendrochronologischen 
Untersuchung hat ergeben, dass der Torkelbaum zur 
Zeit nicht datiert werden kann. Das 1984 mit 
Vorbehalten festgestellte Fälldatum Herbst/Winter 
1483/84 kann nicht mehr bestätigt werden. Somit 
muss die Hypothese, dass es sich beim heutigen Tor- 
kelbaum um jenen handle, der in den ersten Urkun- 
den der Familie Vaistli genannt wird, in Frage gestellt 
werden. Gesichert ist inzwischen dagegen die Datie- 
rung des Stammes, der auf dem Torkelbaum vor 
der Spindel befestigt ist. Dieser wurde im Herbst/ 
Winter 1673/74 gefällt und somit frühestens im Früh- 
jahr 1674 an seinem heutigen Ort angebracht.® Das 
Mutterstück der Spindel wurde gemäss der Inschrift 
des Meisters Joseph Gechter aus Altenstadt am 
14. Oktober 1776 ersetzt.* Die Spindel selbst wurde 
letztmals im Jahr 1833 erneuert. 
3 Dieser Hinweis stammt von Jean Pierre Hurni, Laboratoire 
Romand de Derndrochronologie in Moudon. 
Über die Geschichte des Roten Hauses finden Sie einen aus- 
führlichen Beitrag von Rudolf Rheinberger in diesem Buch. Vgl. 
auch Poeschel (1950), 5. 175-176, 
Egon Rheinberger (1870 1936). Akad. Bildhauer und Winzer. 
Vgl. Waid (1991/2). 
LUB 1/2, S. 133-135. 
LUB 1/2, S. 205. 
Kaufbrief bei Büchel (1918), S. 52. 
Büchel (1929), S. 125. 
inv. Nr. 4.2 im Verzeichnis der unter Schutz gestellten Denk- 
mäler. 
ım Bodenseeraum gibt es noch einige Pressen mit zwei 
Torkelbäumen. Vgl. Stingl (1981). 
Untersuchungsprotokoll: Laboratoire Romand de Dendrochro- 
nologie Ref. LRD96/R13871A-T. 
Joseph Gechter (1721-1798). Mühlebauer oder Zimmermann 
in Altenstadt. Die Angaben zur Person stammen freundlicher- 
weise von Dr. Elmar Schallert, Archivar der Diözese Feldkirch. 
td
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.