Geleitwort des Bürgermeisters
Karlheinz Osbelt
Dieses Buch wird von der Gemeinde anlässlich der
100-Jahr-Feier der Vaduzer Winzergenossenschaft her-
ausgegeben. Nach den Schriften “Vaduzer Wald”
(1981) und “Vaduzer Wasser” (1995) liegt mit dem
Werk “Vaduzer Wein” der dritte Band gemeinde-
eigener Dokumentationen vor.
Die Weinbaufläche der Welt beträgt rund zehn Mil-
lionen, diejenige von Vaduz knapp zehn Hektar. Im
Jahr ergibt sich weltweit ein Ertrag von über 40 Milli-
arden Flaschen Wein. Für Liechtenstein wird ein Pro-
Kopf-Verbrauch von rund 50 Litern pro Jahr errech-
net. Im Weingenuss vor uns liegen nur die Italiener,
Franzosen, Argentinier, Spanier und Luxemburger,
in dieser Reihenfolge.
Die herausragende Stellung des Weines lässt sich
aus früheren Zeiten ableiten. Neben Landbau und
Viehzucht war der Weinbau im 18. und 19. Jahrhun-
dert der grösste Wirtschaftssektor unseres Landes,
Das wirkte sich auch auf den Weingenuss unserer Vor-
fahren aus, wie uns von fürstlichen Berichterstattern
überliefert wird: “Denn ausser der Bearbeitung der
Weingärten sind sie zur Arbeit träg und liederlich,
fast durchaus dem Trunk stark ergeben.” (Josef Fritz,
1784/85)
Diese Betrachtungsweise dürfte wohl verantwort-
lich sein, dass selbst in der heute gültigen Verfassung
aus dem Jahr 1921 in Art. 18 noch verankert ist: “Der
Staat sorgt für das öffentliche Gesundheitswesen, un-
terstützt die Krankenpflege und strebt auf gesetz:
lichem Wege die Bekämpfung der Trunksucht sowie
die Besserung von Trinkern und arbeitsscheuen Per
sonen an.” Eine solche Beschreibung der liechtenstei-
nischen Eigenart ist glücklicherweise derjenigen ge
wichen, wonach heute die Liechtensteiner als fleissige
und geschäftstüchtige Leute angesehen sind.
Die wirtschftliche Bedeutung des Weinbaus ist für
Vaduz im Lauf der Jahre geringer geworden. Bezeich-
nend für diese Entwicklung ist unter anderem die
heraldische Veränderung des Vaduzer Wappens. Mit
Ausnahme des heutigen Vaduzer Wappens, verliehen
im Jahr 1978, hatten alle vorherigen das Motiv der
Weinrebe aufgegriffen. Dennoch ist Vaduz nach wie
vor unbestrittenes Zentrum der liechtensteinischen
Weinwirtschaft.
Der historischen Bedeutung des Vaduzer Weines
wurde durch die Einführung einer eigenen Rebzone
im Jahr 1981 Rechnung getragen. Mit grossem finan:
ziellem Aufwand ist es der Gemeinde gelungen,
durch diese Massnahme ein Stück des alten Vaduz
und seines Ortsbildes zu retten.
Die Winzergenossenschaft möge weiterhin mit viel
Enthusiasmus und Erfolg ihre traditionsreiche Arbeit
verrichten. Ihr gebührt unsere Anerkennung und
Unterstützung. Den Autoren dieses Werkes danke ich
für ihre interessanten Beiträge und ihre vorbildlichen
Recherchen. Ihnen, geschätzte Leserinnen und Le-
ser, wünsche ich viel Vergnügen beim Stöbern und
Studieren in unserem neuen Gemeindebeitrag “Va-
duzer Wein”.