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Dazu kommt noch ein weiteres: Liechtenstein ist infolge seiner geringen Grösse sicher nicht der Wunschpartner
der Europäischen Gemeinschaft. Im Unterschied zum 19. Jahrhundert vollzieht sich aber die internationale Ent-
scheidungsbildung immer mehr im multilateralen Bereich. Wenn für Liechtenstein eine Vollmitgliedschaft in der
EG - wenigstens zum jetzigen Zeitpunkt - unrealistisch ist, sollte es sich wenigstens gemeinsam mit der Schweiz
darum bemühen, dass den EFTA-Staaten im EG-Markt der 90er Jahre eine reelle Wirtschafts- und somit Überle-
benschance eingeräumt wird. Zusammen mit der Schweiz riskiert sonst Liechtenstein als Nichtmitglied wichtiger
staatlicher Zusammenschlüsse, von den Bestimmungen dieser Organisationen mitbetroffen zu sein, ohne mitbe-
stimmen zu können.
Die liechtensteinische Aussenpolitik erschien bisher eher vorsichtig und Neuem gegenüber abwartend. Seit eini-
ger Zeit bemüht sie sich jedoch zunehmend deutlicher um eine offenere, kooperative Politik, in der neben den tra-
ditionellen bilateralen Beziehungen vermehrt auch multilaterale Anknüpfungspunkte gesucht werden. Dieses
Umdenken ist für Liechtenstein unerlässlich. Denn ein Staat, der wirtschaftlich in so hohem Masse vom Ausland
abhängig ist, muss umso mehr Kräfte investieren, um auf multilateraler Ebene zusammenarbeiten zu können
Es geht bei der Zukunftsplanung Liechtensteins nicht darum, ferne Ziele oder Ideale zum vornherein als unreali-
stisch und deshalb als fragwürdig zu betrachten. Ein gesundes Mass an Idealismus könnte die zukünftige Ausser
politik Liechtensteins mitprägen. Dabei sollten die liechtensteinischen Politiker auch ungewohnte, eigene Wege
suchen, um den gesteckten Zielen näherzukommen. Das bedeutet hingegen keineswegs, dass man sich in
Zukunft von den bisherigen bewährten Weggefährten distanziert. Liechtenstein wird in seinen aussenpolitischen
Aktivitäten auch in Zukunft auf die Unterstützung angewiesen sein, die ihm von seinen Nachbarstaaten, insbeson
dere von der Schweiz, gewährt wird. Andererseits sei daran erinnert, dass Liechtensteins Probleme nicht immer
'dentisch sind mit denjenigen seiner Nachbarn und dass es deshalb nicht mehr als legitim ist, eigene Lösungs-
möglichkeiten zu diskutieren, wo immer dies möglich ist
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