Volltext: Europäischer Wirtschafts-Raum

Seite 30 
Liechtenstein — Ein Kleinstaat im Herzen Europas 
eigenen "Integrations-Status” in Europa geschaffen hat, dann ist wohl damit zu rech- 
nen, dass Liechtenstein entweder endgültig aus dem "Rucksack” ausziehen oder aber 
sich unter ”härteren” Bedingungen einen neuen Platz schaffen muss. Wie lange wird es 
wohl dauern, bis man bemerkt, dass zwei völlig verschiedene Kräfte das gegensätzliche 
Abstimmungsresultat verursacht haben, nämlich die Forderung nach mehr Souveränität 
auf der einen Seite und der Wunsch nach “noch besserem” Marktzugang auf der ande- 
ren Seite. Bei dieser Konstelation wird es einmal soweit kommen, das sich die wirt- 
schaftlichen Zielsetzungen nicht mehr mit den staatlichen Zielsetzungen decken. Dies 
wird einen erneuten, meines Erachtens absolut unnötigen Kräfteverschleiss zur Folge 
haben. Wäre es für die Erhaltung der letzten deutsch-sprachigen Monarchie in Europa 
nicht ratsamer, die Kräfe besser zusammen zu halten ? Die Schweiz, aber auch andere 
Staaten auf der Welt haben es schon mehrfach bewiesen: Nur "Einigkeit macht stark”. 
Die unbelehrbare Verfolgung von Einzelinteressen dagegen birgt die grosse Gefahr in 
sich, vermehrt Rückschläge erdulden zu müssen, weiche letztendlich zu einer langsam 
fortschreitenden Schwächung der wirtschaftlichen wie auch staatspolitischen Stabilität 
führen. Man bedenke: Ein Eisen kann nur solange geschmiedet werden, wie das Feuer 
ıaoch brennt ! 
34. Gerät der Zentralismus in Brüssel doch noch in’s Wanken ? 
Vor einigen Wochen musste die EG den Dänen aufgrund ihrer ”Hartnäckigkeit” bezüg- 
lich "Maastricht" eine ”Sonderlösung” zubilligen. In den letzten Tagen hat man nun den 
den EG-Beitrittskandidaten Österreich, Schweden, Finnland sowie Norwegen vorsorgli- 
cherweise zu verstehen gegeben, dass ein derartiges Entgegenkommen für die ”Neulin- 
ge” niemals zur Diskussion stehen wird. Jacques Delors erklärt kürzlich vor dem Eu- 
ropäischen Parlament, dass alle künftigen EG-Kanditaten die Verträge von Maastricht 
(=Unionsvertrag, Währungsvertrag, Verteidigungsvertrag usw.) vollumfänglich zu über- 
nehmen hätten. Die Grossbritannien und Dänemark zugestandenen Ausnahmen seien 
"gewissermassen” als Treueprämien zu betrachten. Gleichzeitig erklärte Delors jedoch 
in Bezug auf die Schweiz, dass man den "Schweizer Freunden” noch etwas Zeit zum 
Nachdenken gewähren werde, Damit scheint es, dass in Brüssel langsam aber sicher 
doch noch realisiert wird, dass eine Entscheidung der über 700-jährigen Schweizeri- 
schen Eidgenossenschaft nicht einfach so übergangen werden kann, zumal sie, auch 
wenn dies von verschiedener Seite bestritten wird, dem breit abgestützten Volkswillen 
entspricht. 
Mitte Januar 1993 tönte die EG_gegenüber der Schweiz an, dass drei bis vier Verhand- 
lungsrunden wohl ausreichen dürften, um bis .im Herbst 1993 ein für beide Seiten geeig- 
netes Luftverkehrsabkommen abzuschliessen. Der Anspruch der Schweiz auf ein derar- 
tiges Abkommen wird aus einem Anhang zum Transitvertrag mit der EG, welcher be- 
reits seit dem 22.1.1993 in Kraft ist, abgeleitet. Einmal mehr zeigt es sich, dass die an- 
fänglich von der EG angedeutete Gefahr einer Diskriminierung der Schweiz wohl doch 
nicht so_gross ist, wie dies anfänglich angenommen wurde. Auch als das dänische 
Stimmvolk 1992 die Verträge von Maastricht abgelehnt hat, wurden die übelsten Prophe- 
zeihungen für die dänische Wirtschaft ausgesprochen. Man ging soweit, dass man sogar 
einen ”Rauswurf” Dänemarks aus der EG in Betracht zog. Heute weiss man jedoch, 
dass Dänemark die geforderten Zugeständnisse bekommen hat.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.