Die Renovation des Schädlerhauses aus Sicht
der Denkmalpflege
Inmitten des historischen Amtsviertels von Vaduz, an Stelle des ehemaligen
Tschaggaturms, wurde in den Jahren 1872/73 das Arzthaus der Brüder Albert
und Rudolf Schädler errichtet. Die Pläne hierfür stammen von dem in Feldkirch
ansässigen Bauunternehmen Seraphin Pümpel. Baulich ergänzt wurde das Arzt-
haus der Gebrüder Schädler ostseitig in den Jahren 1889 bis 1905 durch einen
sukzessiv erweiterten Ökonomietrakt. Ebenfalls nachträglich hinzu kam im
Jahre 1894 die teilverglaste Veranda auf der Südwestseite des Arzthauses.
Über einem Gewölbekeller waren erdgeschossig die Arztpraxis sowie eine Apo-
theke eingerichtet. In den beiden Obergeschossen befanden sich die Wohnräu-
me der Familien Albert und Rudolf Schädler, die durch einen Mittelgang
erschlossen waren. Die sorgfältige Detaillierung des klassizistischen Baus sowie
dessen bevorzugte Lage inmitten historischer Bauten lassen auch heute noch
auf die besondere soziale Stellung der damaligen Bauherren
schliessen.
Im Jahre 1968 konnte das Land Liechtenstein das heute unter dem Namen
«Schädlerhaus» bekannte Gebäude käuflich erwerben. Seit dieser Zeit sind
darin verschiedene Amtsgruppen, so zum Beispiel das Landwirtschaftsamt, das
Landesforstamt und das Zivilstandesamt untergebracht.
Die Beantwortung von Fragen der Renovation und Funktionsanpassung des
zwischenzeitlich mehr als 120 Jahre alten Gebäudes bildete bei den jüngst
durchgeführten Bauarbeiten eine sowohl in-technischer als auch in denkmal-
pflegerischer Hinsicht grosse Herausforderung. Während die Denkmalpflege ihr
Hauptaugenmerk dem Erhalt historischer Bausubstanz zu schenken hat, spricht
aus bautechnischer Sicht so manches immer wieder für Erneuerung und Ersatz
vom Zahn der Zeit zerstörter Gebäudeteile. Im Verlaufe der gesamten Bauab-
wicklung war es notwendig, sich für Instandsetzung, Rekonstruktion oder völli-
gen Neuersatz zu entscheiden. Galt für die innere Gebäudestruktur sowie das
äussere Erscheinungsbild des Gebäudes generell der Grundsatz des minimalen
Eingriffs, so waren Detailfragen, wie jene der Dacheindeckung, der Ausbildung
der Dachanschlüsse, der Ausbesserung beschädigter Putzstellen oder des Er-
satzes der Vorfensterkonstruktion durch eine Isolierverglasung weitaus dif-
ferenzierter zu betrachten.
Wie jeder Bauabschluss ist auch der Renovationsabschluss eines historischen
Gebäudes ein gemeinschaftliches Arbeitsergebnis. Hierbei zu nennen sind
neben dem Architekten, den Handwerkern und den Nutzern auch der Bauhisto-
riker, der Archäologe, der Restaurator und nicht zuletzt der Bauherr. Sie alle tra-
gen durch ihre persönliche Wertschätzung und Beurteilung eines Gebäudes
zum Erfolg oder Misserfolg einer Renovation bei.
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