Balzers selbst? Soll das Postgebäude und der Postbetrieb nicht künftig verstärkt
zentrumsbildende und gemischt-wirtschaftliche Funktionen übernehmen? Wie
ist der Bezug zum Öffentlichen und privaten Verkehr sowie die Erreichbarkeit
durch Fussgänger? Fragen über Fragen, auf die teilweise bis heute keine ab-
schliessenden Antworten gefunden wurden.
Raumplanung, Raumordnungspolitik und Standort
Ein Postgebäude ist in besonderem Masse kundenorientiert und mit seinen viel-
fältigen Funktionen zentrumsbildend. Dem Standort und der raumplanerischen
Eignung eines Standortes kommt daher besondere Bedeutung zu. Nachstehen-
de Hinweise zeigen einige grundsätzliche raumplanerische Aspekte der bauli-
chen und wirtschaftlichen Entwicklung von Balzers auf. Diese Überlegungen
könnten jedoch ebenso für jede andere Gemeinde wie für das Land selbst
gültig sein.
Balzers besteht aus zwei Ortsteilen, die sich jahrhundertelang eine siedlungs-
ráumliche Eigenstándigkeit bewahrten. Man baute traditionell im Dorf. Man
baute kompakt, bodensparend und ókonomisch. Die bauliche Entwicklung war
durch wenige Strassen geprágt und den Grundsatz, móglichst viel landwirt-
schaftlichen Boden und Landschaftsraum als Lebensgrundlage zu erhalten. Erst
vor kaum mehr als hundert Jahren leiteten einzelne neue óffentliche Bauten eine
Aenderung dieses zweipoligen Systems der Dorfentwicklung ein. Missionshaus,
Schulhaus und Pfarrkirche wurden gleichermassen im "Niemandsland" und
unterhalb des die Dorfteile Balzers und Máls trennenden Burghügels errichtet.
Damit war auch ráumlich eine neue Entwicklung eingeleitet, die insbesonders
mit der wirtschaftlichen Prosperitát nach dem Zweiten Weltkrieg voll zum Tragen
kam. Im ehemaligen Freiraum zwischen den beiden Ortsteilen wurde nun gebaut.
Die Zonenplanung anfangs der 60er Jahre legte diesen ansatzmássigen Trend
rechtlich fest und führte damit die beiden Dorfteile zu einem
ráumlich Ganzen.
Die Standortsuche für den gegenwártigen Postbau gestaltete sich in den 60er
Jahren nicht sehr einfach. Gewünscht war eine zentrale Lage, móglichst im Be-
reich der Gemeindebauten. Aus verschiedenen Gründen musste man sich mit
einem peripheren Standort am Zonenrand, an der Rietstrasse (notgedrungen)
abfinden. Das Postgebáude führte somit die innere Zersiedelung des Dorfes wei-
ter. Zu diesem Standort führte nicht raumplanerische Einsicht sondern real-politi-
sche Resignation der Gemeinde als Bodengeberin und des Staates als Bau-
herr des Postgebäudes.
Ein Postgebäude ist ein publikumswichtiger Bau mit starker ôffentliche Funktion.
Obwohl räumlich, ortsplanerisch wünschbar und wirtschaftlich möglich gewe-
sen, anstelle eines Erweiterungsbaues einen Neubau gegebenenfalls in Koope-
ration mit anderen öffentlichen Funktionen im Zentrum von Balzers zu errichten,
scheiterte auch diesmal dieses Vorhaben an realpolitischen Gegebenheiten, d.h.
wiederum an der Bodenfrage wie vor 30 Jahren.
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