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Ehrenamt und Freiwilligkeit
Die kostenlose soziale Arbeit - in ganz über-
wiegendem Masse von Frauen geleistet - liess
diese Tätigkeit als selbstverständlich erschei-
nen und wurde deshalb gering geschätzt
gemäss dem dümmlichen Schlagwort: „Was
nichts kostet, ist nichts wert.“ Im Gegenteil je-
doch wurden und werden hier immense Lei-
stungen vollbracht, die früher unbezahlbar ge-
wesen wären und die - wie Untersuchungen
zeigen - effizienter, flexibler. zielgerichteter
und kostengünstiger ausgeführt werden kön-
nen als von Verwaltungen.
Mit ehrenamtlicher Arbeit ist der Aspekt der
Freiwilligkeit verbunden, die ein wesentlicher
„Impuls für Veränderungen und die Quelle für
Fortschritt“ (D. Stemmle) ist. Das Ehrenamt
ist durch den Status der gemeinnützigen Auf-
gabe verbunden, die Freiwilligkeit durch das
Handeln aus eigenem Antrieb. Das Ehrenamt
wird hauptsächlich im zwischen Markt und
Staat eingebetteten Bereich, etwa in Vereinen
und in Stiftungen ausgeübt. Im allgemeinen
ist die Mitgliedschaft freiwillig, die Geschäfts-
stelle wird von nebenamtlichen Kräften wahr-
genommen, die Entscheidungsorgane wie etwa
Vorstände werden durch Ehrenamtliche be-
setzt. Sozialorganisationen werden hauptsäch-
lich dann subventioniert, wenn sie professio-
nelle Fachkräfte einsetzen. Auch hat der Sozial-
staat tendenziell dazu geführt, dass weniger das
Motiv der Solidarität, sondern Sicherheit und
soziale Gerechtigkeit Leitwerte geworden sind.
Der Stellenwert ehrenamtlicher Arbeit ist im
Bewusstsein der Öffentlichkeit trotz seiner Be-
deutung auch heute noch immer zu wenig aus-
geprägt, sie scheint sogar, vordergründig gese-
hen, an Prestige zu verlieren. Zu einer Verbes-
serung des Ansehens ehrenamtlicher Arbeit
sind weitere Anstrengungen seitens der ent-
sprechenden Organisationen notwendig, auf
der anderen Seite aber auch derjenigen, die von
dieser Arbeit massgeblich profitieren. Die un-
bezahlte, also ehrenamtliche Organisations-
und Verwaltungsarbeit, die im Zusammen-
hang mit sozial-pflegerischer Tätigkeit ein
ganz erhebliches Ausmass erreicht, hat insge-
samt trotz ihrer Bedeutung lange Zeit zuwe-
nig Würdigung und Anerkennung gefunden.
Nicht zuletzt haben die Professionalisierung
und der hohe Qualifikationsgrad, der für diese
Arbeiten erwartet wird, eine Wende zugun-
sten eines besseren Prestiges eingeleitet. Dies
lässt sich anhand der Entwicklung des nun-
mehr 30jährigen „Verbandes Liechtensteini-
scher Familienhilfen“ deutlich aufzeigen. Sie
musste sich, obwohl der Bedarf nach Formen
einer Familienhilfe eindeutig vorhanden war,
den Weg zu öffentlicher Anerkennung und da-
mit zur Honorierung ihrer Leistungen teilwei-
se hartnäckig erkämpfen.
Einnahmen Familienhilfe 1994
Jbrige Einnahmen 1,7%
—Landesbeitrag 25,31 %
Pflegetaxen, Krankenkassen 35,59%
Gemeindebeiträge 22,03%
spenden 10,25%
BB
nr
Mitgliederbeiträge 5,13%