Volltext: Historiographie im Fürstentum Liechtenstein

auch ein Bericht und ein Gutachten der oberösterreichischen Regierung vom 
28. Juni 1565, angefordert von Ferdinand I., betreffend die Supplikation Graf 
Alwigs von Sulz, die von Kaiser Maximilian erlangte Schutz- und Schirm- 
verschreibung auf seine Herrschaften Vaduz und Schellenberg zu konfirmie- 
ren. 
Anhand dieser Quelle kann man auch das grosse Interesse der Tiroler Landes- 
fürsten bzw. der Habsburger am Territorium des heutigen Liechtenstein nach- 
vollziehen, das unter anderem in dem wiederholten Versuch, das Land zu 
kaufen, zum Ausdruck kam. Dieses Vorhaben konnte aufgrund des chroni- 
schen Geldmangels der Kammer in Innsbruck nie verwirklicht werden. Be- 
reits aus dem Jahre 1517 finden wir hier einen Vertrag zwischen dem Grafen 
Rudolf von Sulz und der Regierung und Raitkammer in Innsbruck, aus dem 
hervorgeht, dass Kaiser Maximilian Rudolf von Sulz finanzielle Hilfe ge- 
währte und letzterer sich als Gegenleistung verpflichtete, dem Kaiser und den 
Erzherzögen von Österreich, sowie den Grafen von Tirol für Vaduz und 
Schellenberg im Falle eines Verkaufsvorhabens ein Vorkaufsrecht zu gewäh- 
ren. 1608, also fast 100 Jahre später, als der Verkauf von Vaduz, Schellenberg 
und Blumenegg durch die Sulzer aktuell wurde, verlangte die oberösterreichi- 
sche Regierung unter Berufung auf den Vertrag von 1517 das dort festgelegte 
Vorrecht. Wie aus der Korrespondenz der oberösterreichischen Regierung 
hervorgeht, herrschte in Innsbruck einige Nervosität, da man befürchtete, die 
Sulzer könnten die Gebiete an die Eidgenossenschaft verkaufen. In einem 
Gutachten der oberösterreichischen Regierung, das wir ebenfalls in den Kanz- 
leibüchern finden, wird unterstrichen, wie nützlich diese drei Herrschaften für 
das Haus Österreich in punkto Steuern, Zoll und Maut, als Durchzugsland 
Richtung Schweiz und Italien, für die Schmalzfuhren und zur Erhaltung der 
katholischen Religion seien. Aus dem Jahre 1609 liegt dann jedoch ein Be- 
scheid der Regierung an Carl Ludwig von Sulz vor, demzufolge dieser die 
Gebiete anderweitig verkaufen konnte, da die oberösterreichische Kammer 
das nötige Geld für den Kauf nicht aufzubringen vermochte. Das Interesse der 
Habsburger zeigte sich dann wieder in den achziger und neunziger Jahren des 
17. Jahrhunderts, als aufgrund der Miss- und Schuldenwirtschaft des Grafen 
Ferdinand Karl von Hohenems der Verkauf von Scheilenberg und/oder Vaduz 
wieder zur Diskussion gestellt wurde. In diesem Zusammenhang zieht sich 
die Korrespondenz zwischen dem Gubernator von Tirol, der oberösterreichi- 
schen Regierung und Kammer über mehrere Jahre. Auch nachdem das Haus 
4)
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.