hier etwa offizielle und halboffizielle Schreiben des Landesverwesers bezüg-
lich der Situation im Fürstentum in politischer, rechtlicher, finanzieller und
personeller Hinsicht. Die Akten können aber auch beispielsweise das Schul-
und Kirchenwesen, die Errichtung von Baulichkeiten, gesetzliche Massnahmen
oder Bundestagsangelegenheiten zum Inhalt haben. Dieser Bereich umfasst
sechs Kartons. Drei Schachteln enthalten einen weiteren Teil, nämlich die für
die Zeit zwischen 1806 und 1854 einigermassen geschlossen vorhandenen
Unterlagen zum liechtensteinischen Militär. Dieses Gebiet wurde allerdings
bereits von Rupert Quaderer in einem 1991 im Jahrbuch des Historischen
Vereins für das Fürstentum Liechtenstein erschienenen gross angelegten Bei-
trag erschöpfend behandelt. Der Aktenbestand dokumentiert nicht den Verlauf
von kriegerischen Ereignissen, sondern vielmehr den personellen Hinter-
grund, die Ausrüstung und Organisation sowie die Kostenfrage des Bundes-
kontingents. Lediglich Fragmente sind zum Thema Staatshaushalt erhalten
geblieben und im einem Karton zusammengefasst. Es handelt sich hierbei um
Verzeichnisse der Gerichts- und Grundbuchtaxen, der Zolleinnahmen, der
Stempelgelder sowie um eine Staatsrechnung des Jahres 1869. Etwas voll-
ständiger, wenn auch wenig aussagekräftig, ist das Material zu der im Anschluss
an den Münzvertrag 1857 erfolgten Währungsreform im Fürstentum. Es fin-
det ebenfalls in einer Schachtel Platz. Ferner stellt auch eine Sammlung von
gedruckten Gesetzestexten der Zeit von 1806 bis 1862 für die Liechtenstein-
forschung sicherlich kein Neuland dar.
Nach Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie erwies es sich als
zweckdienlich, vor allem um die Eigenständigkeit des Landes zu betonen, die
aussenpolitische Vertretung des Fürstentums einer eigenen Behörde zu über-
tragen. So wurde 1919 in Wien eine, allerdings nur kurzlebige, liechtensteini-
sche Gesandtschaft eingerichtet. Nach deren Auflösung 1921 wurden zwar
prinzipiell alle Akten an die Landesregierung überstellt, derjenige Teil, der
sich überwiegend auf Angelegenheiten des fürstlichen Hauses bezog — im
Umfang von zwei Kartons — gelangte jedoch ins Archiv. Die grösste Gruppe
an Archivalien ist im Zusammenhang mit der herrschaftlichen Wirtschaftsfüh-
rung entstanden, nämlich die zwischen 1750 und 1821 in unterschiedlicher
Dichte vorhandenen Dokumente zur Rentamtsrechnung. Sie können etwa als
Quelle zur Handwerksgeschichte und der Bautätigkeit herangezogen werden
bzw. enthalten Hinweise auf den untertänigen Besitz, die Höhe der Abgaben
an den Grundherrn sowie vereinzelt personengeschichtliche Details. Das ge-