Volltext: Historiographie im Fürstentum Liechtenstein

archiv Liechtenstein ist heute zweigeteilt: Der mengenmässig grössere Teil 
des Hausarchivs, der vor allem die Akten zu den Herrschaften und die Plan- 
sammlung umfasst, befindet sich in Wien — der kleinere, aber qualitativ 
bedeutendere Teil des Hausarchivs mit den Urkunden, den Handschriften und 
den Akten zur Geschichte der Familie befindet sich in Vaduz. Ein interessan- 
ter Teil aus dem Hausarchiv lag während des zweiten Weltkriegs im Schloss 
Liechtenstein bei Mödling. Dieser Bestand, der im wesentlichen die Herrschafts- 
akten mit den Buchstaben A-L umfasste, also auch das Fürstentum Liechten- 
stein, wurde von den Sowjets sozusagen als Kriegsbeute mitgenommen. Heu- 
te liegt dieser für unsere Landesgeschichte zweifellos interessante Bestand in 
Moskau. Zurzeit laufen Bemühungen zur Rückführung dieser Archivalien, 
doch ist der Erfolg sehr ungewiss. 
Für das 18. Jahrhundert gibt es einen weiteren Grund, wieso die Überlieferung 
im Landesarchiv schlecht ist. Von 1700 bis 1774 besassen die Fürsten von 
Liechtenstein das Palais Liechtenstein in Feldkirch. Die Landvögte zogen es oft 
vor, in Feldkirch zu wohnen, wo sie die Vorzüge einer städtischen Umgebung 
geniessen konnten. Erst nach dem Verkauf des Palais. Liechtensteins waren die 
Landvögte gezwungen, an ihrem ständigen Amtssitz in Vaduz zu wohnen. Ab 
1775 verbesserte sich die schriftliche Überlieferung im Landesarchiv zuse- 
hends. Vor allem Landvogt Franz Xaver Menzinger (1788-1808) machte sich 
ım das Archivwesen sehr verdient. Er legte ein Archivverzeichnis an und 
ordnete das Archiv neu. Zunächst befand sich das Archiv noch auf Schloss 
Vaduz. 1808 wurde es in das heutige Verweserhaus, damals hiess es noch 
Landvogtei, verlegt. Hier wurde ein eigener Raum für das Archiv eingerichtet. 
Seit 1808 werden die Akten des Oberamts (bzw. ab 1848 des Regierungsamtes 
und ab 1862 der Regierung) in Indizes erfasst. Diese Indizes bilden noch heute 
die Arbeitsgrundlage für jeden Archivbenutzer, der über das 19. und 20. Jahr- 
hundert arbeitet. Zusätzlich wurde von 1808 bis 1930 ein Einlaufregister ge- 
führt, in dem die eingehenden Schriftstücke einzeln erfasst wurden. 
1905 wurden die Archivalien in das neu errichtete Regierungsgebäude ge- 
bracht, dort wurden sie im Keller beziehungsweise im Estrich aufbewahrt. Die 
Umstände waren für die Erhaltung der Akten ungünstig: Es gab keinen ver- 
nünftigen Raum, keine ausreichenden Sicherheitsvorkehrung und vor allem 
keine verantwortliche Person, die von den Ämtern und den andern Behörden 
die Akten eingefordert hätte. Dies hat sich beim Landtag und bei einzelnen 
Ämtern sehr negativ ausgewirkt: Beim Landtag gingen wesentliche Teile der 
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